Erbstück: Die goldene Uhr
Ob materiell oder immateriell, individuell oder kollektiv, ausgeschlagen, vergessen, verdrängt oder freudig akzeptiert. Erbstücke haben ihre eigene Geschichte. Besonders familiengeschichtsträchtig: Uhren. von Claudio Landolt
Die goldene Uhr
von Paps,
die er sonntags trug,
unter dem Lismer,
auf Kundensuff,
von Bilten bis Linthal,
einen Sirup für den Bub,
für sich ein Herrgöttli
oder Kaffigreem.
Die goldene Uhr
von Paps,
die dumpf glänzend
sonnte,
als er nach der OP,
mit halber Lunge,
im Sulzboden ob Näfels,
die graue Strasse
hoch und runterging
oder schnorchelte.
Die goldene Uhr
von Paps,
die meinen Vater übersprang,
im Generationenvortex
ein Leben aussetzte,
schubladisiert wurde,
bis er ging und sie kam,
an mein Handgelenk,
dem iPhone trotzend.
Dieser Text ist ein Erbstück. Noch mehr davon gibts in der Septemberausgabe von Saiten.
Claudio Landolt ist Musiker und Student der Kulturpublizistik an der ZHdK.