Die Rache der Zwerge
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Das Stück passt perfekt zum Wetter. Es schneit, Lawinen bedrohen das Dorf irgendwo in den Bergen, es ist das richtige Wetter für Ernst, den Alten, der sich mit den Bergen und dem Schnee auskennt wie kein Zweiter. Und der sogar mit den Zwergen redet, die es da oben angeblich immer noch gibt.
Mit einem dieser Zwerge fängt das Unheil und das Stück an: Muggensturz, ein rotbärtiger Wildling, hat sich im Schneesturm in einem Maschendraht verfangen. Ernst rettet ihn und bekommt zum Dank den brummligen Hinweis, dass die Zwerge einen Anschlag auf das Kraftwerk planen, das ihnen den angestammten Lebensraum zerstört hat und das Privileg streitig macht, Stollen in den Berg zu graben.
Vorerst glaubt dem Ernst natürlich niemand – weder die versoffenen Kumpel in der Dorfbeiz «Hirschen» noch die junge Frau aus dem Unterland oder die Fernsehmoderatorin, die den Ernst interviewt, nachdem die Geschichte ruchbar geworden und bis zu Energieministerin Doris Leuthard vorgedrungen ist. Doch dann spitzt sich die Sache zu.
Altes Holz, Ernst und der Schnee: 6. Dezember, 19 Uhr, in Trogen und 7. bis 9. Dezember, 19 Uhr, in Hittisau A
cafefuerte.ch
Altes Holz ist, so der Untertitel der Produktion, «ein absurd-alpiner Katastrophenfilm für das Theater». Ein Hybrid also – Commedia dell’Arte mit politischen Untertönen könnte man das Genre auch nennen, das die freie Theatergruppe Cafe Fuerte praktiziert. Zwei Schauspieler, eine Schauspielerin, eine rohe quadratische Holzkiste als Bühne, ein vielseitiger Musiker und ein an der Aktualität geschultes Stück: Mehr braucht es nicht für eine Produktion, die das dick vermummte Publikum die Kälte rasch vergessen lässt.
Autor Tobias Fend spielt den Ernst, das «alte Holz». Kristine Walther und Rudi Widerhofer verkörpern alle anderen Rollen, die Verwandlungen gehen rasant vor sich, Perücke weg, Schal um, Rucksack auf… Ein paar Flocken aus dem Hosensack, und schon schneit es; ein wüster Sound vom Musiker Florian Wagner, und schon glaubt man Winterstürme und Lawinen zu hören.
Als vierte Person mischt sich der wilde Muggensturz ein, eine Marionette, virtuos geführt von Rudi Widerhofer. Die in Heiden aufgewachsene Regisseurin Danielle Strahm inszeniert mit Schwung und einem deftigen Humor, der die ernste Thematik manchmal etwas an den Rand drückt.
Cafefuerte ist bekannt für wetterfeste Produktionen. Mehrfach hat das Ensemble schon bei Minustemperaturen gespielt: Fridolin Netzers Alpenflug 2012 in diversen Seilbahnen, das Schmugglerstück Die Schwärzer 2014 auf einer Innerrhoder Alp oder Kaltes Land 2016 auf der Ebenalp und im Bregenzerwald.
Auch jetzt findet die Aufführung bei jedem Wetter statt; in Trogen ist es der Vorplatz vor der zum Mehrgenerationenhaus umgebauten alten Drogerie, in Hittisau der Vorplatz zum Goldenen Adler. Im schlimmsten Fall gibt es eine Ausweichmöglichkeit unter Dach, in Trogen ist es die (ungeheizte) Eingangshalle des Fünfeckpalasts.