Die neue Buch-Adresse

In einem Jahr circa soll sie aufgehen: die Bibliothek Hauptpost – gemeinsam betrieben von Freihandbibliothek und Kantonsbibliothek Vadiana. Ein Provisorium mit Zukunft. Noch steht der Entscheid des Stadtparlaments aus, er wird spätestens im März folgen: 1,7 Millionen Franken soll die Stadt an den Umbau der Hauptpost zahlen, 2,5 Millionen hat der Kanton bereits bewilligt. Hinzu […]
Von  Peter Surber

In einem Jahr circa soll sie aufgehen: die Bibliothek Hauptpost – gemeinsam betrieben von Freihandbibliothek und Kantonsbibliothek Vadiana. Ein Provisorium mit Zukunft.

Noch steht der Entscheid des Stadtparlaments aus, er wird spätestens im März folgen: 1,7 Millionen Franken soll die Stadt an den Umbau der Hauptpost zahlen, 2,5 Millionen hat der Kanton bereits bewilligt. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten von 1,4 Millionen. Kein Luxus-Umbau, sagte Stadtpräsident Thomas Scheitlin bei der Vorstellung des Projekts, sondern eine Neugestaltung des ersten Stocks im Hauptpostgebäude, in dem das Nötigste attraktiv Platz finden soll. Das ist: eine Freihand-Aufstellung für rund 100000 Bücher und andere Medien, moderne Ausleihesysteme mit der Möglichkeit zur Selbstausleihe sowie mehr als 100 Arbeitsplätze für Studierende und andere Bibliotheksnutzerinnen. Vadiana und Freihand bleiben organisatorisch noch getrennt, für die Kunden soll das aber nicht spürbar sein.

Vorzug Nummer eins: der zentrale Standort («zwischen Zug und Migros» könne man künftig gleich auch noch ein Buch holen, schwärmt der Stadtpräsident). Vorzug Nummer zwei: St.Gallen holt den Rückstand auf, den die Stadt in Sachen Bibliothek bisher hatte (pro Einwohner wären mindestens 1,5 Medien Standard, die Freihand bietet aktuell nur einen Schnitt von 1 Medium pro Einwohner). Und der dritte Vorzug: Katharinen, der bisherige Freihand-Standort, bleibt erhalten, hat wieder mehr Platz und kann sich so zu einem «Kompetenzzentrum» für Kinder- und Jugendmedien, für Eltern und Lehrer entwickeln, wie der neue Schul-Stadtrat Markus Buschor erläuterte.

Ein paar Nachteile dürfte es auch geben: Die Vadiana verteilt ihre Bestände künftig auf drei Standorte, die Freihand auf zwei – das kann zu Wartezeiten führen und bedingt raffinierte Kurierdienste. Zudem war die Kantonsbibliothek bisher gebührenfrei, neu gilt ein Jahrestarif von 30 Franken. Und der ehrwürdige Lesesaal an der Notkerstrasse wird nicht mehr so frei wie bisher zugänglich sein.

Dennoch sind sich die Behörden mit den Bibliotheksvertretern Albert Rüesch (Freihand) und Cornel Dora (Vadiana) einig: 1 + 1 = 3, das sei die neue Bibliotheksgleichung, bei all dem Mehrwert, den das gemeinsame Provisorium für die moderne urbane Mediengesellschaft mit sich bringe. Und die Buchstadt St.Gallen habe endlich die Chance, ihrem Namen etwas mehr gerecht zu werden als bisher.

Mehr Hintergründe zur Bibliotheksgegenwart und –zukunft: im nächsten «Saiten»-Heft.