Der Un-Dress-Code
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Der Online-Teaser zu Un-Dress 2014, organisiert von sechs Studierenden der Uni St.Gallen, kam verheissungsvoll daher: Eine attraktive, elegant gekleidete Frau streift durch den noch leeren und ebenso wohlproportionierten Pfalzkeller. Begleitet wird sie vom Handclapping Song (The Meters, 1970), eingekleidet ist sie von «Aéthérée», dem Label der St.Gallerin Ly-Ling Vilaysane.
Der Clou: Un-Dress will nicht irgendein Fashion-Event sein. Vielmehr geht es um Nachhaltigkeit, um faire Mode. Und ganz im Sinne von The Meters wird dann auch am Anlass selber, am Mittwochabend im Pfalzkeller, fleissig in die zahlreichen Hände geklatscht, besonders beim Catwalk, dem Schluss- und Höhepunkt der dritten Ausgabe von Un-Dress.
Adrettes Rahmenprogramm
Moderiert wird die dreiteilige Show von Marco Fritsche, dem schlagfertigen Appenzeller TV-Export – im Anzug und urchig-vollbärtig neuerdings, also beneidenswert en vogue, wenn man den jüngsten Fashion-Trends glauben will. Vom Umkleide-Stress der Models hinter den Kulissen ist wenig zu spüren. Vor den Kulissen sorgt derweil unter anderem Beatrice Verzier für Ablenkung, «die Frau mit dem Bass», erklärt Fritsche, bekannt von The Voice of Switzerland.
Über 20 Kleider- und Accessoire-Labels aus der Schweiz und Europa haben 2014 eine Plattform bei Un-Dress erhalten, auf dem Laufsteg und abseits davon: in den vier Workshops am Morgen, der Paneldiskussion am Nachmittag oder an der Expo, die ab 15 Uhr zum Shoppen und Stöbern einlädt. Dort kann auch nach der Show noch eingekauft werden.
Diese kann sich übrigens sehen lassen. Die Models laufen zum Sound von Oliver Koletzki oder La Roux-Remixes über den roten Teppich, alle sehen wahnsinnig gut und sexy aus und tragen erst noch nachhaltige Stoff-Kreationen. Keine Haute Couture, eher Prêt-à-porter; die Stoffe meist schlicht, die Schnitte zeitlos, die Details dosiert. In den meisten Fällen jedenfalls.
«Aufklären und sensibilisieren»
Das Ganze scheint nicht ganz günstig, aber sehr hip und sehr cool zu sein. Und es hat seinen eigenen Charme, wenn in der grossartigen Textilstadt St.Gallen ein Model oder der DJ unverhofft auch mal straucheln darf.
Mit Coolness und Plattformen alleine soll es aber nicht getan sein, betont «Head of Project» Dominique Läser. Un-Dress wolle aufklären, die Konsumentinnen sensibilisieren. «Ohne ihren Druck», sagt die BWL-Studentin, «werden die grossen Firmen nichts ändern». Lieferketten und Preisstrukturen seien deshalb ebenfalls Thema an den Workshops und Panels. Konkrete Massnahmen von Unternehmensseite liessen sich in diesem Rahmen jedoch weniger formulieren.
Die Kreationen der verschiedenen Labels sind ab dem 2. Mai im Globus St.Gallen zu kaufen. Bis Ende Monat, sofern nicht bereits vorher alles weg ist.
Infos: un-dress.ch
Faire Kleider und Orientierung im Labeldschungel: Hintergründe dazu im Titelthema des Maihefts von Saiten.