, 13. Februar 2014
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Der St.Galler Untergrund will nicht

Die Ernüchterung nach dem Wagnis: Weil aus dem Geothermie-Bohrloch zu wenig Wasser gefördert werden kann, lässt sich der ursprüngliche Plan nicht umsetzen.

Für einmal kam ein Pionierprojekt aus der Stadt St.Gallen. Vielleicht ist es noch nicht zu Ende.

Als aber am Donnerstag die Medien über die Ergebnisse der Tests informiert wurden, war oft die Rede davon, dass die Erfahrungen für andere hilfreich sein könnten. «Wir haben extrem viele Erkenntnisse gewonnen», sagte  etwa Stadtrat Fredy Brunner. «Das Know-how der St.Galler Stadtwerke kann auch weiteren Projekten zur Verfügung gestellt werden.»

Dabei hätte die Stadt mit diesem Projekt selber Geschichte schreiben wollen.

Nun scheint es, als würde das Risiko nicht belohnt.

Die grossen Erwartungen machten es nicht einfacher, einen Entscheid zu fällen, schilderte Fredy Brunner das Dilemma des Stadtrats. «Wir können nicht einfach sagen, wir hören auf.»

Deshalb werden nun  alternative Betriebs- und Erschliessungskonzepte durchkalkuliert. Für die braucht es aber länger Zeit. Mitte 2014 soll ein definitiver Entscheid fallen.

Es gibt drei Probleme, die das ursprüngliche Projekt mit zwei Bohrlöchern, über die das heisse Wasser ab- und wieder zurückgepumpt worden wäre, verhindern:

Das Erdbebenrisiko: Der Untergrund hat sich inzwischen zwar wieder stabilisiert. Wie sich aber eine zweite Bohrung auswirken würde, ist kaum vorhersehbar.

Zu wenig Wasser: In der Zone in rund 4000 Metern Tiefe, in die hineingebohrt wurde, gibt es Wasser und es ist sogar heisser als erwartet, nämlich um die 145 Grad. Konkret konnten bei den Tests aber nur 6 Liter Thermalwasser pro Sekunde gefördert werden. Die Verantwortlichen hatten auf 50 Liter pro Sekunde gehofft.

Die Gasvorkommen: Bei den Produktionstests wurde Gas abgefackelt, die Flamme über dem Bohrturm war zeitweise bis zu zehn Meter hoch. Wie gross die Gasvorkommen im St.Galler Untergrund wirklich sind, ist unbekannt. Während der Tests konnte stündlich soviel Gas abgebaut werden, wie die Stadt St.Gallen an einem durchschnittlichen Herbsttag – ebenfalls in einer Stunde – verbraucht. Nur: Wie lange würde das so funktionieren? Einen Tag? Mehrere Jahre?

In den nächsten Monaten werden  Alternativen geprüft. Dazu gehört eine zweite Bohrung an einer anderen Stelle. Dagegen spricht das Erdbebenrisiko.

Oder man nutzt das gefundene Wasser. «Es gibt Projekte auf der Welt, die so funktionieren», erklärte Brunner. Weiter könnte das Gas zusammen mit dem Wasser genutzt werden und so die Rentabilität erhöht werden.

Die unspektakulärste Variante wäre die Nutzung des Bohrlochs für eine Erdsonde. Die Wirtschaftlichkeit wäre allerdings gering.

Eine Rolle spielen auch die Finanzen. Bisher wurden 43,8 Mio. Franken investiert. Dieses Geld müsste von den Stadtwerken abgeschrieben werden, wenn sich keine Lösung realisieren liesse.

«Wir hoffen, dass wir einen Weg finden», war der Schlusssatz von Stadtrat Fredy Brunner.

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