Der Kulturkuchen
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Kulturkuchen. Ein schönes Wort, wenn man es so interpretiert, dass alle ein Stück davon abbekommen. Aber auch ein leicht despektierliches Wort, weil man dazugehören kann oder auch nicht. Meist wird es so verwendet. Und meistens entweder von Personen, die rein gar nichts mit dem Kulturkuchen zu tun haben oder aber von jenen, die darin aufgehen wie die Hefe im Teig und das auch wissen, aber mit ihrer Selbstironie kokettieren wollen.
Es gibt auch nicht den einen Kuchen. Die Stadt St.Gallen hat im August im Rahmen der Arbeit am neuen Kulturkonzept 500 Personen zum Forumsgespräch eingeladen. Etwa 160 sind der Aufforderung gefolgt und haben an diesem Abend im August den Kulturkuchen gebildet. Am heutigen 3. Dezember wird ein weiterer gebacken. Schaut man sich um in der Region, existieren noch viele weitere Kulturkuchen; im Toggenburg, im Rheintal, im Thurgau, am See und auf den Appenzeller Hügeln. Auch wir von Saiten stecken tief drin, manchmal, so heisst es, zu fest.
Aber wer gehört eigentlich hinein in einen solchen Kuchen, und gibt es ein Rezept? Sicher die Kulturtäterinnen und Kulturtäter; Musikerinnen, Fotografen, Bildende Künstlerinnen, Lyriker, Tänzerinnen, Regisseure, Schauspielerinnen, Filmemacher, Illustratoren, Dirigentinnen, Literaten und so weiter.
Und die Veranstalter und anderweitigen Kultur-Ermöglicherinnen – Kuchen oder Kuchenform? Sind Kulturämter und -stiftungen, sind die privaten Geldgeber auch Teil des Kuchens, oder betreiben sie lediglich den Backofen? Die Zeichenlehrer und Dozentinnen an den Kunsthochschulen, die Verlagsmenschen, Buchhändlerinnen und Instrumentenbauer: Sind sie auch Teil des Rezepts?
Und was ist mit all jenen, die zwar selber nicht Bass spielen oder Bilder malen, aber sich regelmässig an allen möglichen Kulturveranstaltungen herumtreiben?
Wir wissen es nicht und wollen uns auch nicht festlegen. Der Kulturkuchen ist ein Kontinuum. Auf dem Bild unten sind Menschen aus der Musikszene, dem Theater, der Kunst, der Literatur- und Slamszene, aus dem Untergrund und dem Überbau, aus Chören, Blasmusiken, Museen und vielen anderen Kuchenteilen vertreten. Eine aus vielen Quellen geschöpfte, aber auch willkürliche Auswahl. Nicht abschliessend. Nicht wertend. Nicht auf die Stadt St.Gallen beschränkt. Nicht ganz so ernst gemeint.
Falls sich also jemand auf dem Bild vermisst – oder umgekehrt: fehlplaziert vorkommt: pardon! Freuen wir uns, dass der Kuchen so gross und in Wirklichkeit noch viel grösser ist.