Der Goalie triffts
«Der Goalie bin ig» nach dem Roman von Pedro Lenz sorgt für volle Kinosäle. Am Samstag war der Autor im Kinok zu Gast.
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Einer, der «suuft wie nes Sänkloch, alli apumpet u ke Job het» hats den Schweizer Filmkennern angetan. Ganze sieben Nominierungen erhielt die Verfilmung von Pedro Lenz’ Roman «Der Goalie bin ig» an den Solothurner Filmtagen, darunter in der Kategorie als bester Schweizer Spielfilm.
In der Schweizer Halb-Agglo
Die Tragikomödie um den Gelegenheitsdrögeler und Hänger Ernst, von allen nur «Goalie» genannt, spielt im langenthalischen Provinzmilieu. Der sympathische Looser «Goalie» übernimmt für Ueli, seinen Freund seit Kindertagen, einen Drogentransport. Dabei wird er geschnappt und landet in der Kiste. Als er ein Jahr später aus der Haftantstalt Witzwil entlassen wird und in sein Leben zurückkehrt, versucht er ein halbwegs bürgerliches Leben mit regelmässigem Job aufzubauen und bezirzt in der Dorfbeiz die Serviertochter Regula (Sonja Riesen), die allerdings schon lätz liiert ist.
Hauptdarsteller Marcus Signer, der bereits in «Mary & Johnny» als prügelnder Ich-Erzähler glänzte, verkörpert den Goalie grossartig. Sein gutmütig verschmitzter Charme wird bestens ergänzt durch die sorgfältige Ausstattung der 1980er Jahre. Sabine Boss («Ernstfall in Havanna», «Das Geheimnis von Murk») gelingt eine stimmungsvolle Verfilmung von Lenz’ Roman der – abgesehen vom Dialekt – irgendwo in der Schweizer Halb-Agglo spielen könnte. Abgerundet wird das Ganze von einem bestechenden Soundtrack, zu dem Züri West den Titelsong beigesteuert hat, der Film in der Gesamtheit ist emotional und lässt den Grossteil des Publikums mitleiden.
Die Nagelprobe von Langenthal
Am Samstag Abend nun ist Pedro Lenz im Kinok zu Gast, Marcel Elsener vom St.Galler Tagblatt führt das Gespräch mit ihm. Am nervösesten sei er gewesen, als der Film dem Langenthaler Publikum vorgeführt wurde, sagt Lenz. Doch bis auf ein paar Kleinigkeiten sei er gut angekommen. «Der Goalie bin ig» stiess also nicht nur bei der Jury der Solothurner Filmtage auf Anerkennung. Der Film ist für hiesige Verhältnisse denn auch sehr gut gestartet, in der ersten Woche nach Filmstart sahen ihn bereits über zehntausend Personen. Damit löst er «Akte Grüninger ab», der wie «Goalie» von derselben Produktionsfirma C-Films produziert wurden.
Wie Pedro Lenz im Gespräch mit Elsener darlegt, wollte er die Filmrechte nicht einfach verkaufen, sondern sich in der Umsetzung auch einbringen. Dies tat er nebst einem Kurzauftritt als Drogendealer vor allem in Form einer Mitarbeit beim Drehbuch, was zu einigen Diskussionen um sprachliche Details führte. Insbesondere habe er sich dafür eingesetzt, dass bestimmte Formulierungen aus dem Buch erhalten blieben. Das hat sich gelohnt: Die Finessen des Films liegen auch im Humor von Lenz’ Sprache. Der von Elsener kritisch hinterfragte leichte Kitschanteil der Dialoge wird mit gezieltem Humor gerade noch rechtzeitig abgewendet – Humor als Korrektur, hier funktionierts.
«Der Goalie bin ig»: läuft bis Ende März Kinok St.Gallen.
Infos: Website des Films / Pedro Lenz