Der Engel fliegt vorerst weiter

Innerhalb eines Tages hat die Genossenschaft Schwarzer Engel rund 30'000 Franken gesammelt. Der Konkurs der alternativen Beiz ist damit erstmal abgewendet. Die finanzielle Situation bleibt aber angespannt. 
Von  David Gadze
Ein sozialer und kultureller Treffpunkt: Der Engel an der Engelgasse 22. (Bild: pd)

Die Genossenschaft Schwarzer Engel hat das Aus vorerst abgewendet. Am Mittwoch informierte sie, innerhalb von fünf Tagen 30’000 Franken auftreiben zu müssen, um einen allfälligen Konkurs und damit die Schliessung der 1986 eröffneten Beiz abwenden zu können. Rund 24 Stunden nach dem Hilferuf gab sie bekannt, das Spendenziel bereits erreicht zu haben. «Wir können an dieser Stelle mitteilen: Mit den bislang eingegangenen Spenden können wir den Konkurs abwenden.»

Wie viel Geld zusammengekommen ist und wie viele Leute gespendet haben, könne er nicht genau sagen, sagt Kollektivmitglied Peter Wild. «Seit dem Aufruf gestern kommen laufend Leute in den Engel und zeichnen Anteilsscheine, viele auch online.» Von der Fünfliber-Spende bis zu zweimal je 5000 Franken in Anteilsscheinen sei alles dabei.

«Weiter ein tiefrotes Defizit»

Die Genossenschaftsbeiz ist damit vorerst gerettet, ihr Fortbestehen über den kommenden Sommer hinaus damit allerdings noch nicht gesichert. «Eine Überschuldung des Betriebs lässt sich mittelfristig nicht ausschliessen und es besteht weiterhin ein tiefrotes Defizit», heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag.

Allein im vergangenen Geschäftsjahr (Juli 2021 bis Juni 2022) resultierte ein Verlust von rund 45’000 Franken, in den vergangenen Jahren waren es insgesamt gegen 75’000 Franken. Das Eigenkapital der Genossenschaft ist – oder war – nahezu aufgebraucht. Die Spendenaktion werde deshalb bis am Montag weitergeführt, sagt Wild.

Schon vor Corona gab es Probleme

Den Verantwortlichen ist aber klar, dass das allein nicht reichen wird. Als Erstes steht nun eine Aufarbeitung der aktuellen Situation beziehungsweise der akuten Notlage, die glücklicherweise innerhalb kürzester Zeit erstmal beseitigt werden konnte, an. «Sobald die Spendenaktion zu Ende ist, werden wir uns damit beschäftigen, wie es dazu kommen konnte und wo Fehler passiert sind», heisst es in der Medienmitteilung.

Dabei werde es auch darum gehen müssen, wie der Engel langfristig finanziell stabilisiert werden könne. Denn die Genossenschaftsbeiz hatte schon vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie vor drei Jahren immer wieder mit Geldnöten zu kämpfen. «Wichtig ist deshalb vor allem, dass wir den Ernst der Lage künftig früher erkennen – oder dass es gar nicht mehr so weit kommt, sprich wir nicht mehr defizitär wirtschaften», sagt Wild.

Das wird schwierig genug, denn die Umsätze sind noch längst nicht auf dem Niveau wie vor Corona. Die grosse Solidarität hat aber gezeigt, über wie viel Rückhalt der Schwarze Engel in der St. Galler Kultur- und Gastroszene verfügt.