Der Blues-Erneuerer live in St.Gallen

Mit einem neuen Album im Gepäck kommt der britische Musiker Duke Garwood nach St.Gallen. Der Multiinstrumentalist ist ein Meister der Reduktion. Und haucht dem Blues neues Leben ein.
Von  David Gadze
Duke Garwood bei seinem Konzert im Treppenhaus Anfang September (Bild: David Gadze)

«Ich bin ein wütender Mann; so wütend, dass ich mich selbst verbrenne. So wütend, dass ich die Luft um mich herum aufheize. Das ist der nukleare Treibstoff, mit dem ich Musik mache.» Diese Worte hat Duke Garwood vor einigen Jahren gewählt, um sich selbst und seine Musik zu beschreiben.

Sein Ärger gilt «einer Welt, die so voller Schmerz und Wahnsinn ist». Er kanalisiert ihn jedoch nicht in laute, angriffige, explosive Klänge, sondern wandelt ihn um in eher ruhige, in sich gekehrte, aber dennoch schroffe Blues-Songs.

Mark Lanegans Bruder im Geiste

Seit fast 20 Jahren ist Garwood als Solokünstler tätig. Seinen ersten bezahlten Musikjob hatte er 1991, als er auf dem Debüt der britischen Elektronik-Pioniere The Orb auf dem Track Perpetual Dawn die Gitarre beisteuerte. Seither arbeitete er mit diversen Gruppen und Künstler:innen zusammen, etwa dem Archie Bronson Outfit, Savages oder Morcheeba.

Einem breiteren Publikum wurde er dank seiner Zusammenarbeit mit Mark Lanegan bekannt, der vor einem Jahr verstorbenen Alternative-Rock-Legende. Die beiden Musiker waren so etwas wie Brüder im Geiste. Sie teilten das Faible für düster-melancholische Klänge und veröffentlichten zwei schaurig-schöne gemeinsame Alben, Black Pudding (2013) und With Animals (2018). Auch auf Lanegans Platte Blues Funeral (2012) ist Garwood auf zwei Stücken an der Gitarre zu hören, auf Gargoyle (2017) auf einem. Lanegan bezeichnete die Zusammenarbeit mit Duke Garwood einst als «eine der grössten Erfahrungen meines Lebens».

Den Blues neu interpretiert

Der Multiinstrumentalist aus London gilt zurecht als einer der kreativsten und spannendsten Erneuerer des Blues. Er versteht es, dem Genre einen eigenen Anstrich zu geben, indem er sich von Traditionen löst und es mit seinem virtuosen Gitarrenspiel neu interpretiert. So auch auf der Ende November veröffentlichten neue Platte Rogues Gospel, seinem insgesamt achten Soloalbum, dem ersten seit fünfeinhalb Jahren. Es ist ein dichtes und doch luftiges kleines Meisterwerk, das er noch im Sommer 2020 zusammen mit Schlagzeuger Paul May in der Abgeschiedenheit Englands aufgenommen hat.

Nun kommt Duke Garwood für ein Konzert in die Lukas Bar nach St.Gallen. Es ist noch nicht lange her, dass der 53-Jährige in der Region gastierte: Anfang September 2022 spielte er im Treppenhaus in Rorschach. Es war ein eindringliches Konzert. Garwood stand ganz allein auf der Bühne, sang oft mit geschlossenen Augen und liess dabei seine Finger mit scheinbarer Leichtigkeit über die Saiten tänzeln oder spielte mit ihnen perkussiv auf dem Korpus der Gitarre. Das reichte, um einen komplett einzunehmen.

 

Duke Garwood live: 10. März, Lukas Bar St.Gallen, 20 Uhr
Support: Gion Stump
dukegarwood.co.uk