Das Potenzial nutzen
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Am 5. Juni stimmt die Schweiz über das neue Asylgesetz ab. Es soll beschleunigte Verfahren bringen. Dafür gibt es neu Bundeszentren, wo alle am Verfahren beteiligten Organisationen unter einem Dach versammelt sind. Die neuen Verfahren wurden im Testzentrum in Zürich erprobt. Dieses Modell ist zwar nicht ideal, aber besser als das aktuelle.
Heute dauern Verfahren teils mehrere Jahre – viel zu lange. Das ist aufwendig und teuer. Es ist auch demütigend für Asylsuchende, wenn sie jahrelang auf den Entscheid warten müssen. Danach ist es schwer, die Leute zu integrieren und in die Arbeitswelt zu bringen. Da mehr als die Hälfte der Asylsuchenden zurzeit unter 25 Jahren sind, bleibt ihr enormes Potenzial für Jahre ungenutzt.
Hier einige Argumente der Befürworter:
- Die Asylverfahren sollen neu maximal 140 Tage dauern. Damit werden die Kantone und Gemeinden entlastet. Die Beschleunigung bringt Vorteile für alle: Wer bleiben darf, kann sich rascher integrieren. Wer kein Asyl erhält, erfährt es schneller.
- In den Bundeszentren werden sich alle am Verfahren beteiligten Personen unter einem Dach befinden. Das führt zu effizienteren Abläufen und tieferen Kosten.
- Die Sozialhilfequote bei (vorläufig) Aufgenommenen ist hoch und die langen Verfahren hindern die Leute am Arbeiten. Je schneller der Entscheid da ist, desto schneller kann die Integration in den Arbeitsmarkt anfangen.
Die SVP spricht immer wieder von den angeblich hohen Kosten. Diese entstehen aber vor allem, weil es so lange dauert, bis die Leute wissen, ob sie bleiben – und somit irgendwann auch arbeiten – dürfen. Je schneller sie Bescheid haben, desto schneller können sie integriert werden und ihr eigenes Geld verdienen.
Deshalb wünsche ich mir, dass das neue Asylgesetz angenommen wird – und die beschleunigten Verfahren trotzdem gewissenhaft durchgeführt werden.
Yonas Gebrehiwet, 1996, ist vor fünf Jahren aus Eritrea in die Schweiz gekommen. Er wohnt in Rorschach und beendet im Sommer seine Ausbildung zum Textiltechnologen.