Cottage Cheese und Datenträume

Begraben unter Luftballons (Bild: Filmstil/Mo Mattons, «Gender Reveal», 2024)

Von aufbrausenden Erziehungsberechtigten über surreale Entdeckungsreisen im Inneren des Körpers bis hin zu unaufhörlichem Datensammeln und der Suche nach der Wahrheit – an der Kurzfilmnacht in St. Gallen ist alles dabei.

Die Kurz­film­nacht in St. Gal­len stellt am 25. und 26. April die Viel­falt und Krea­ti­vi­tät der Kurz­film­welt in den Mit­tel­punkt. Auch in die­sem Jahr er­war­tet die Be­su­cher:in­nen ein ab­wechs­lungs­rei­ches Pro­gramm, das ge­glie­dert in fünf The­men­blö­cke so­wohl ex­pe­ri­men­tel­le Wer­ke als auch hu­mor­vol­le Bei­trä­ge bie­tet. Der ers­te The­men­block «Ma­de in St. Gal­len» ge­hört si­cher zu den High­lights: In die­sem ex­klu­si­ven Er­öff­nungs­pro­gramm wer­den aus­schliess­lich Kurz­fil­me von Film­schaf­fen­den aus der Ost­schweiz ge­zeigt.

Den An­fang macht hier un­ter an­de­rem der Kurz­film «1:10» des Fil­me­ma­chers Si­nan Ta­ner aus dem Jahr 2024. In dem fik­tio­na­len Kurz­film kommt es an ei­nem Pri­mar­schul­sport­tag zur Es­ka­la­ti­on: Was als harm­lo­se Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen zwei Jun­gen be­ginnt, en­det mit Mord­dro­hun­gen zwi­schen den Vä­tern. Ta­ner zeigt, wie schnell sich Kon­flik­te in ei­ner fra­gi­len, so­zia­len Struk­tur hoch­schau­keln kön­nen. Der Film wird in An­we­sen­heit des Re­gis­seurs und der Re­gie­as­sis­ten­tin Stel­la Mach prä­sen­tiert.

Nach dem Ost­schwei­zer Block wei­tet sich der Blick im Pro­gramm­be­reich «Swiss Shorts» auf die ge­sam­te Schweiz. Bei­spiels­wei­se set­zen sich die Film­schaf­fen­den Lii­na Luo­ma­jo­ki, Ja­ni­na Mül­ler, Le­na Metz­ger und Ali­ce Kunz im Ani­ma­ti­ons­film «Cot­ta­ge Cheese» aus dem Jahr 2024 mit der sub­jek­ti­ven Kör­per­wahr­neh­mung aus­ein­an­der: Die Prot­ago­nis­tin Mi­ka ent­deckt auf dem Klo ei­ne Cot­ta­ge-Cheese-ar­ti­ge Sub­stanz in ih­rer Un­ter­ho­se. Wie kommt die da­hin und was ist das? Auf der Su­che nach Ant­wor­ten tritt Mi­ka durch ih­re Vul­va in ih­ren Kör­per ein und star­tet ei­ne aben­teu­er­li­che Ent­de­ckungs­rei­se.

Den fe­mi­nis­ti­schen Fo­kus ver­tieft die Kurz­film­nacht im Block «Fight Li­ke a Girl». Hier ste­hen die weib­li­che Wut und der Wi­der­stand ge­gen ge­sell­schaft­li­che Un­ter­drü­ckung im Zen­trum. Ei­ner der hier ge­zeig­ten Fil­me ist das Werk der Fran­zö­sin Lu­ci­le Pa­ras «God­za­li­na» aus dem Jahr 2021. Im ani­mier­ten Werk ver­bün­det sich die Prot­ago­nis­tin nach ei­nem Über­griff mit dem Mons­ter «God­za­li­na» und sorgt für ei­nen ex­plo­si­ven Aus­bruch von Wut und Ge­rech­tig­keit.

Ei­nen the­ma­ti­schen Wech­sel bringt der Block «Da­ta Dreams», wo es um künst­li­che In­tel­li­genz geht. Nebst an­de­ren Wer­ken wird auch der ex­pe­ri­men­tel­le Vi­deo­clip «Mo­re Da­ta» aus dem Jahr 2019 des ame­ri­ka­ni­schen Fil­me­ma­chers Ryan Wors­ley und dem Mu­sik­kol­lek­tiv Ne­ga­tiv­land ge­zeigt. Durch «Found Foo­ta­ge» und ei­ne dys­to­pi­sche Be­trach­tung des Da­ten­sam­melns wird die schrä­ge Be­zie­hung zwi­schen Tech­no­lo­gie und Wahr­heit the­ma­ti­siert.

Nach der fil­mi­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit Da­ten geht es im letz­ten Block «Pink and Blue Mad­ness» um Ge­schlech­ter­rol­len. Ge­zeigt wird un­ter an­de­rem der Film des:r ka­na­di­schen Kunst­schaf­fen­den Mo Mat­ton «Gen­der Reve­al» aus dem Jahr 2024. Die Haupt­fi­gur Rhys und die bei­den Part­ner:in­nen be­su­chen ei­ne Gen­der-Reve­al-Par­ty. Der Film greift die tra­di­tio­nel­len Vor­stel­lun­gen von Ge­schlecht auf und treibt sie ad ab­sur­dum, bis die Par­ty völ­lig es­ka­liert.

Über­ra­schen­de Ani­ma­tio­nen, ver­stö­ren­de Fik­tio­nen oder hu­mor­vol­le Re­fle­xio­nen - an der Kurz­film­nacht ist von al­lem et­was da­bei. Das Pro­gramm an bei­den Aben­den ist iden­tisch – ein Be­such lohnt sich auf je­den Fall.

«Kurz­film­nacht»: 25. und 26. April, ab 19 Uhr, Ki­nok, St.Gal­len

ki­nok.ch