Contini-Rauswurf: die wahren Gründe

Offiziell hat es einfach nicht mehr gepasst. Der Trainer hat die Mannschaft nicht mehr erreicht, diese nicht mehr auf den Trainer gehört. Oder: Der eine hat die Ideen des anderen nicht mehr wie gewünscht umgesetzt. So oder ähnlich tönt es immer, wenn ein Trainer entlassen wird, auch gestern beim FC St.Gallen: Die Verantwortlichen sahen kein Vertrauen von Contini in die Vorgesetzten und ihre Ziele.
Von  SENF Kollektiv
Bild: Sreenshot YouTube

Wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht mehr vertrauen, muss eine der beiden Seiten die Notbremse ziehen. Das gilt in einer Toggenburger Schreinerei genauso wie im Schnellimbiss in der Zürcher Bahnhofshalle oder beim FC St.Gallen. Somit erscheint der Schritt des FCSG, trotz laufendem Vertrag, zukünftig auf Trainer Giorgio Contini zu verzichten und die Zusammenarbeit per sofort zu beenden, für Aussenstehende nur logisch. Zu oft hat man in den Medien davon gelesen, wie unzufrieden Contini mit der Situation beim FC St.Gallen ist.

Doch, wie SENF exklusiv in Erfahrung bringen konnte: Der offizielle Grund der Trennung ist mit Vorsicht zu geniessen. Denn: Es war noch bis vor Kurzem beschlossene Sache, bis zum Vertragsende mit Contini weiterzuarbeiten. Einleuchtend, denn finanziell kann sich der FCSG eigentlich keinen weiteren Trainer auf der Lohnliste leisten. Gekippt ist der Verwaltungsrat nach dem Spiel vom Samstag gegen Thun. Allerdings nicht wegen der Niederlage.

Die Leserinnen und Leser unseres Livetickers beim Ostschweizer Kulturmagazin Saiten haben bereits während des Spiels mitbekommen, dass zwei Posauner im Stadion anwesend waren, um die Mannschaft zu «unterstützen». Dutzende Leserinnen und Leser beschwerten sich bei uns. Sogar das «St.Galler Tagblatt» berichtete im Nachhinein. Gemäss den investigativen Recherchen des «Tagblatts» darf nicht jeder sein Instrument mitbringen, die beiden Herren hatten aber eine Bewilligung dazu. Und genau hier liegt der wahre Grund für die Entmachtung Continis.

 

Ausgestellt hat die Bewilligung nämlich der Trainer höchstpersönlich. Pikant: Die beiden Musikanten sind Mitglied des Giorgio-Contini-Fanclubs. Die Bewilligung soll Contini zudem an seinen Vorgesetzten vorbeigeschleust haben. «Tätschhässig» soll gemäss Zeugen der sonst so besonnen und ausgeglichen agierende Sportchef Alain Sutter gewesen sein, schliesslich favorisiere er die im ganzen Stadion verbotenen Vuvuzuelas.

Continis Vergehen wiegen für die Verantwortlichen des FCSG schwer: Vetternwirtschaft, Handeln gegen die Interessen des Arbeitgebers, Überschreiten von Unterschriftskompetenzen sowie Unterstützung von organisiertem Instrumentenschmuggel. Gerüchten zufolge sollen sich die Musiker auch der akustischen Belästigung hart arbeitender Medienschaffender schuldig gemacht haben. Der Assistenztrainer Markus Hoffmann muss seinen Posten im Zuge der Posaunen-Affäre ebenfalls räumen. Eine Gehilfenschaft Hofmanns könne im «Ostschweizer Posaunen-Krimi» (Blick) nicht ausgeschlossen werden. Im verschwiegenen Ostschweizer Blechinstrumenten-Milieu wird eifrigst ermittelt.

Contini ist somit ab sofort wieder auf dem Trainermarkt zu haben. Das dürfte vor allem die Zürcher Grasshoppers zutiefst ärgern. Hätten Sie mit der Verpflichtung von Thorsten Fink nur wenige Stunden länger zugewartet, sie hätten stattdessen Contini und Hoffmann haben können. Contini hätte seinen Fanclub und die lautstarke musikalische Unterstützung gratis in den Stimmungsmoloch Letzigrund mitgebracht.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf senf.sg. Das Senf-Kollektiv besteht aus 15 fussballverrückten Frauen und Männern. Es gibt die St.Galler Fussballzeitschrift Senf heraus und betreibt daneben auch einen Blog. Senf kommentiert auf saiten.ch das Geschehen auf und neben dem Fussballplatz.