Der 1968 geborene Dario Schwörer und seine acht Jahre jüngere Frau Sabine haben eine Mission: Sie wollen den Planeten Erde retten. In seinem früheren Leben war Dario Schwörer Bergführer und später auch Klimaforscher, seine Partnerin Pflegefachfrau. Seit 2002 leben sie als Nomad:innen, segeln mit ihrer 15 Meter langen und 13 Tonnen schweren Yacht «Pachamama», dem Inka-Wort für Mutter Erde, über die Weltmeere.
Es sei der rapide Gletscherschwund gewesen, den er als Bergführer hautnah mitverfolgen konnte, erklärt Dario Schwörer die ihre Motivation, so weit wie möglich im Einklang mit der Natur leben zu wollen. Es sei doch heute ein Muss, sich mit der Natur zu verbinden, sagt er zu Beginn des Films. «Doch das funktioniert nicht, wenn man nur zu Hause hockt und Animal Planet schaut.»
Kinder stehen im Zentrum
Im Laufe ihres unendlichen Trips hat das Paar zwischen 2005 und 2017sechs Kinder gezeugt, jedes einzelne von ihnen ist an einem anderen Ort zur Welt gekommen. Der Geburt des Jüngsten, des im August 2017 in einem isländischen Spital geboreren Vital, widmet der Film eine längere Sequenz. Die Kinder hätten sie von Anfang an in ihren Bann zogen, sagt Regisseurin Livia Vonaesch.
Der Nachwuchs ist es denn auch, der in weiten Teilen von Home is the Ocean im Zentrum steht – seien es die Kinder der Schwörers, mit denen der Film beginnt, oder andere, etwa wenn das Paar mit seinen Kindern Schulklassen besucht. Dort berichtet es nicht nur von den Erlebnissen auf dem Meer und an Land, sondern leistet zusammen mit den Kindern auch ganz praktische Arbeit für einen schonenderen Umgang mit dem Planeten. So sammeln sie etwa Plastikabfälle an den Stränden. 85 Tonnen sind es gemäss den Presseunterlagen im Lauf der Jahre geworden.
«Inspiring the youth to save our planet!», heisst es dazu auf der Homepage von toptotop.org, der Webseite, die das Projekt der Schwörers begleitet. Einer der Hauptsponsoren ist übrigens die Firma Victorinox, deshalb prangt das Bild eines riesigen aufgeklappten Schweizer Militärsackmessers auf dem Segel der «Pachamama».
Zu viel Familienleben, zu wenig Umweltschutz
Die praktische Arbeit für die Rettung des Planeten kommt im Film leider zu kurz. Der Titel Home is the Oceanist wohl zu wörtlich zu nehmen, denn über weite Teile zeigt der Film das Familienleben auf dem Schiff mit einer oft ziemlich klaren Rollenverteilung: Dario am Steuer, Sabine mit den Kindern beim Homeschooling oder am Zubereiten der Mahlzeiten. Und wenn wieder einmal ein Sturm aufgekommen ist und das Schiff bedenklich schwankt, erklärt Sabine Schwörer ungerührt, jetzt könne man nur Bouillon essen.
Ironischerweise ist dann der heftigste (und folgenschwerste) Sturm einer, den die Schwörers an Land erleben. Im November 2017, nach der Geburt von Vital, liegen sie immer noch im Hafen einer isländischen Stadt, wo sie auch den Winter verbringen wollen, als sich eines nachts das vertäute Schiff losreisst und so schwer beschädigt wird, dass es fast sinkt. Als die Familie daraufhin beschliesst, den Winter in einem Bündner Bergdorf zu verbringen, reift bei dieser Gelegenheit der Entschluss der beiden Ältesten, der Teenager Salina und Andri, in der Schweiz sesshaft zu werden und einige Zeit später mittels eines Stipendiums in der Stiftsschule Engelberg das Gymnasium zu besuchen.
Erinnerte der Film bis dahin in einigen Szenen bisweilen an Captain Fantastic, jenes tragikomische Drama von Matt Ross aus dem Jahr 2016, so verblasst diese Assoziation von diesem Moment an doch stark. Anders als der von Viggo Mortensen gespielte Familienvater, der zusammen mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in der Wildnis des Bundesstaates Washinghton zurückgezogen lebt, um die Familie vor der bösen Aussenwelt zu bewahren, ist Dario Schwörer jemand, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität steht. Einer Realität, die bei ihm gelegentlich wie aus einem Management-Seminar klingt. Etwa wenn er an einer Stelle im Film sagt: «Wenn du ein Ziel erreichen willst, brauchst du Stehvermögen.» Die Worte fallen genau in der Mitte des Films, ein Sturm kommt auf – und zugegebenermassen hat man ja schon länger auf so etwas gewartet. Die Bilder hier sind in der Tat spektakulär, mindestens so spektakulär wie jene vom Sturm im isländischen Hafen.
Home is the Ocean: Premiere am 13. März, 20 Uhr, in Anwesenheit von Regisseurin Livia Vonaesch und Produzentin Mirjam von Arx.