Buureradio ist Geschichte

SVP-Nationalrat Toni Brunner und alt FDP-Nationalrat Peter Weigelt haben endgültig ausgemuht. Das Buureradio, mit dem die beiden ab 2005 volkstümlich-lüpfig durch den Äther tingelten, mutierte zu Radio Tell. Das jetzt programmlich geliftete Internet-Radio geht am 1. März 2012 unter einer neuen Trägerschaft auf Sendung. Dank dem Sponsorauftritt der Migros konnte die drohende Pleite des Brunner-Weigelt-Stallsenders […]
Von  Harry Rosenbaum

SVP-Nationalrat Toni Brunner und alt FDP-Nationalrat Peter Weigelt haben endgültig ausgemuht. Das Buureradio, mit dem die beiden ab 2005 volkstümlich-lüpfig durch den Äther tingelten, mutierte zu Radio Tell. Das jetzt programmlich geliftete Internet-Radio geht am 1. März 2012 unter einer neuen Trägerschaft auf Sendung. Dank dem Sponsorauftritt der Migros konnte die drohende Pleite des Brunner-Weigelt-Stallsenders in letzter Minute verhindert werden.

Noch in diesem Januar beklagten sich die Buureradio-Betreiber weinerlich: «Es ist ein trauriges Kapitel Schweizer Kulturgeschichte. Denn wo genügend Mittel für urbane Marketingkonzepte bereitgestellt werden, interessiert sich offenbar kein Sponsor für das traditionelle musikalische Kulturgut und die damit verbundenen Werte. Wir können es nicht glauben, dass es keinen Platz gibt für noch richtig authentisches Schweizer Volksmusikschaffen.» – Dem Buureradio war ganz einfach das Geld ausgegangen. Ob durch Misswirtschaft oder Hörerschwund, ist nicht bekannt.

Etwas mehr als einen Monat nach der Hiobsbotschaft dann im Migros-Magazin die Verkündigung der wunderlichen Wiederauferstehung: «Die Migros als Presenting Sponsor macht es möglich, dass das ehemalige Buureradio nicht in der Funkstille endet.» – Wie war das möglich? Digitalradio-Betreiber Alexander Dal Farra von DMD2 in Bern, der das Buureradio seit Beginn im Auftrag seiner Erfinder Brunner und Weigelt betrieb, frohlockt jetzt: «Als das bevorstehende Ende des Senders bekannt wurde, wendete sich die Migros Aare an mich. Die wollten das Buureradio nicht einfach ohne Ersatz untergehen lassen.»

«Genau das war unsere Absicht», sagt Thomas Bornhauser, Leiter Kommunikation + Kulturelles bei der Migros Aare/Schönbühl. «Mit Dal Farra arbeiten wir schon seit 25 Jahren zusammen. Das Buureradio ist für uns Geschichte, ebenso Brunner, Weigelt und die Politik. Was wir suchten, war ein Internetmusiksender mit volkstümlichem, bodenständigem Programm, der heimisches Schaffen ausstrahlt. Mit dem neuen Radio Tell und seinem Konzept haben wir den Sender gefunden. Mit unserem Sponsoring wollen wir die Swissness der Migros unterstreichen. Die Unterstützung läuft ganz normal über das Marketing-Budget und nicht über das Migros-Kulturprozent. Die Migros steht national hinter Radio Tell, das rund um den Globus zu empfangen ist.»
Zur Höhe des jährlichen Migros-Sponsoring verrät Bornhauser, dass es sich lediglich um einen fünfstelligen Betrag handle. Und Dal Farra sagt dazu, dass man noch weitere Sponsoren für Radio Tell suche, die Unterstützung durch die Migros aber für die nächsten Jahre das Überleben sichern würde.

Ex-Buureradio-Chefredaktor Toni Brunner war 2010 als Gesellschafter und Geschäftsführer aus der Buureradio-Betreiberfirma Ipmedia ausgetreten. Die Firma entwickelt und betreibt laut Handelsregistereintrag Internetradios mit speziellem Spartenfokus. Sie ist Netztwerkpartner von Dal Farra. Buureradio-Mitgründer Peter Weigelt ist Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung bei Ipmedia.

In einer Medienmitteilung vom 27. Februar 2012 schrieb der Programmleiter von Radio Tell, Dal Farra: «Etwas mehr als einen Monate ist vergangen, seit die Migros das Volksmusik-Webradio buureradio.ch mit einem Sponsoring Engagement vor dem sicheren Ende gerettet hat. In den letzten Wochen waren die Macher damit beschäftigt, den beliebten Sender von Grund auf zu erneuern, ohne das Bewährte, die Fokussierung auf hundert Prozent Schweizer Volksmusik, zurückzulassen. Neuer Name, neue Website, neues Sponsoringkonzept und neue redaktionelle Inhalte: Radio Tell übernimmt das Beste von buureradio.ch und hat die Weichen gelegt für weitere Entwicklungsschritte.»

Ist der Buureradio-Flop jetzt ein Trauma für Toni Brunner? Auf seinem Facebook-Account wird noch an prominenter Stelle verkündet: «Brunner ist Landwirt in Ebnat-Kappel. Vom November 2005 bis zum Januar 2010 war er zusammen mit Peter Weigelt Gesellschafter der heutigen Ipmedia Services GmbH, Betreiberin des Internetradios buureradio.ch, das seit dem 28. Dezember 2005 ein auf Landwirte zugeschnittenes Programm sendet.»

Auf der persönlichen Website von Brunner hingegen keine Rede davon, als ob der Bauernsender im Leben des SVP-Politikers nie existiert hätte. Dafür sind aber Marginalien erwähnt wie die Präsidentschaft bei der Interessengemeinschaft Schweizer Bergprodukte, die Präsidentschaft beim Churfirsten-Club, die Präsidentschaft beim Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling Schweiz VSMR und die Mitinhaberschaft am Landgasthof Sonne, Haus zur Freiheit, Ebnat-Kappel.