BDC: Noch einmal auf den Putz hauen

18 Jahre hat sich die Beat Dictator Crew eingemischt in «Rap-Gallen», jetzt soll damit Schluss sein. Am Freitag gibt sie in der Grabenhalle ein allerletztes Konzert – dort, wo alles angefangen hat.
Von  Corinne Riedener
18 Jahre lang gut über Wasser gehalten: die Beat Dictators, hier auf dem Bodensee, im Frühling 2015. (Bild: pd)

Die Beat Dictator Crew gehört definitiv zu den Cliquen, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Nicht nur, weil sich die Ostschweizer mit Leib und Seele dem Rap verschrieben haben, und das schon Anno 1998, auch weil man seither kaum an ihnen vorbeikommt, denkt man an Rap und St.Gallen.

Ja, BDC gabs lange bevor Kiko & Boro «Mörder statt Pussys» wurden.

Ihr Sound ist irgendwo zwischen Conscious-, 90er-Jahre- und Deutsch-Rap zu verorten, gepimpt mit Reggae, Funk, Soul und allerhand anderen Tönen. Früher liefs eher noch klassisch, vorne die MCs und hinten der DJ, mittlerweile werden CRF & Flip (Philippe Rieder und Philip Baumgartner), Maedae (Matthias Kees) und DJ ILL-O (Oliver Schoch) von Dominik Nänni an den Drums und Flo Näf am Bass begleitet und stürmen zu sechst die Bühne.

Fatoni und eine letzte EP

So auch letzten Frühling, im Kugl, wo sie ihre EP Columbus getauft haben – BDC’s allerletzter Sixpack quasi, mit nachdenklichen und versöhnlichen Stücken (Valium, Wofür es sich lohnt), aber auch wütend-politischen Tracks wie zum Beispiel Jericho, für den sie den New Yorker Producer und MC KNS tha Engineer mit ins Boot geholt haben.

 

Überhaupt ist es unverzeihlich, dass ich diese Taufe verpasst habe. Weil nämlich Fatoni auch da war, diese Schnitte, und ein angeblich sagenhaftes Konzert gegeben hat, sein bisher einziges in St.Gallen.

Und als wäre das Versäumnis nicht schon Strafe genug, musste der Münchner den Abend auch noch auf Yo,Picasso, seiner neuen Platte verewigen. Oder besser gesagt; die erstaunlichen Weisheiten der gallusstädtischen Taxifahrer. Hier der Beweis, ab 1:55.

«Haudegen-Erinnerungen, die einen Hemingway neidisch werden liessen»

Nach vier Alben und einer EP soll nun also die Ära BDC zu Ende gehen. «Weil es in letzter Zeit immer schwieriger geworden ist, unsere verschiedenen Lebenssituationen, Wohnorte und künstlerischen Visionen mit den Anforderungen einer sechsköpfigen, ambitionierten Liveband unter einen Hut zu bringen», erklärt CRF. Das sei zwar traurig, aber dafür blieben ihnen «starke Freundschaften und ein Haufen Haudegen-Erinnerungen, die einen Hemingway neidisch werden liessen».

Doch BDC wäre nicht BDC, wenn diese letzte aller Nächte nur der Vergangenheit allein gehörte. Gefeiert wird auch die Zukunft; mit den Bungle Brothers, dem «Mini-Boombap-Storytelling-Nachfolgeprojekt» von CRF, Flip und ILL-O, dem rap-verliebten Teil der BDC-Crew, und dem St.Galler Drummer und Produzenten Dani «Dan-One» Eberhard.

Hier ein Vorgeschmack:

 

Stillstand liegt für die Jungs nicht drin. «Man muss sich weiterentwickeln», sagt Rieder. Und dürfe sich nicht zufrieden geben mit dem Bisschen «Fame bei den Kollegen und in der eigenen Stadt», sonst bleibe man stehen.

St.Gallen könnte mehr

Damit ist auch der Rest von «Rap-Gallen» gemeint: «Viele sind frustriert und beginnen die Szene zu hassen, statt an sich selbst zu arbeiten. Ausserdem geniert man sich, Promo zu machen, was aber letztlich genauso zum Musikerdasein gehört, wie sich immer neue Skillz zu erarbeiten.»

Geht es nach CRF, könnten die St.Galler ruhig «etwas mehr aus sich raus- und auf die Welt zugehen». «Es gibt hier so viel Talent wie in kaum einer anderen Stadt. Aber viele begnügen sich damit, dass sie Untergrund sind und 20 Homies ihnen sagen, sie seien besser als der Rest der Schweiz. So verpassen sie ihre Chance und das ist schade.»

Merkt euch diese letzten Worte.

#hoppsanggalä

 

Beat Dictator Crew: Columbus, 2015.
Infos: beatdictatorcrew.com, Downloads: soundcloud.com/beatdictatorcru

Bye bye Beat Dictator Crew – Der letzte Gig: Freitag, 22. Januar, 20 Uhr, Grabenahlle St.Gallen.
Sargträger: Painhead, Kids Of The Stoned Age, Bungle Brothers (A Tribe called Rest), Afterparty: ILL-O und DJ Darkfader