Autobahnanschluss Güterbahnhof: Es braucht eine laute Opposition
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Während sich vier Planungsteams mit der Zukunft des Areals des St.Galler Güterbahnhof befassen und sich alle mit dem Autobahnanschluss mit dem unterirdischen Kreisel und den beiden Ausfahrten in Richtung Geltenwilen- und Oberstrasse herumschlagen, sagen die Gegner:innen auf breiter Front grundsätzlich Nein zu diesem Projekt. SP, Grüne, Grünliberale und die Umweltverbände – gut 20 Leute – trafen sich und heckten Aktionen aber auch rechtliche Schritte aus, um den stadtzerstörenden Bau zu verhindern.
Schon letzten Herbst hatte die städtische SP Autobahngegner:innen aus Biel und Luzern eingeladen, die von ihrer erfolgreichen Opposition in ihren Städten berichteten. Jetzt sind die St.Galler:innen in den Startlöchern. Ein rascher und lauter Start ist nötig, «denn wir bodigen diesen Anschluss nicht im Schlafwagen», kommentiert der städtische SP-Co-Präsident und Stadtparlamentarier Peter Olibet.
VCS-Präsident und Kantonsrat Ruedi Blumer, der zur erwähnten Koordinationssitzung letzte Woche eingeladen hatte, ist mit den ersten Resultaten zufrieden. Eine Kerngruppe werde nun die weiteren Aktionen planen. Peter Olibet ruft inzwischen alle Gegner:innen dazu auf, im Vernehmlassungsverfahren Bern auf die stadtzerstörenden Folgen eines Anschlusses Güterbahnhof aufmerksam zu machen: «Bundesrat und Astra müssen hören, dass es in St.Gallen eine starke Opposition gegen ihre Pläne gibt.»
Der Grünliberale Markus Tofalo dokumentiert mit seiner Website detailreich den Zwischenstand der Testplanung Güterbahnhof. Er kommt dabei zum Schluss, dass alle bisher diskutierten Varianten einer Autobahnausfahrt aus dem unterirdischen Kreisel verheerende Auswirkungen auf den städtischen Verkehr und die umliegenden Quartiere haben. Keiner der Vorschläge sei stadtverträglich, alle hinterlassen «eine Wunde im Stadtzentrum», stellt er fest.
Projekte entkoppeln
Die Opposition will unter anderem erreichen, dass die vom Bundesrat und Astra immer als Zusammenhang dargestellten Projekte der 3. Röhre des Rosenbergtunnels und des Anschlusses Güterbahnhof entkoppelt werden. Die 3. Röhre könne auch ohne Anschluss Güterbahnhof gebaut werden, so die Gegner:innen.
Auf dem juristischen Weg wird es ebenfalls Opposition geben. Zuerst werden die eidgenössischen Räte die vom Bundesrat vorgelegten Ausbaupläne behandeln. Später müssen Kanton und Stadt dazu Stellung nehmen – und die städtische Stellungnahme wird möglicherweise in einer Volksabstimmung beschlossen. Die Gegner:innen sind nämlich überzeugt, dass das Nein von 2016 zur SP-Initiative «Für ein lebendiges Areal Güterbahnhof ohne Autobahnanschluss» kein Ja zum Autobahnanschluss war. Heute – da sich klarer abzeichnet, welche Folgen er haben wird – wäre das Resultat womöglich ein anderes.
Bei der Mobilisierung setzten die Gegner:innen nicht zuletzt auf die noch nicht offiziell bekannten Auswirkungen während der Bauzeit, die mehrere Jahre dauern wird. Wird der diskutierte Tunnel Feldli tatsächlich von der Kreuzbleiche her gebohrt? Müssen wir während rund sieben Jahren mit einem Installationsplatz und einem hohen Berg von Ausbruchmaterial leben? Wie weit werden die Sportplätze dort tangiert? Wohin und wie kommt das Aushubmaterial aus der Stadt, wo alle Deponien in der Umgebung praktisch voll sind? Und überhaupt: Was ist das für eine Strassenbauphilosophie von vorgestern, die «Engpässe» beseitigt, indem sie mehr Kapazitäten schafft, die ihrerseits – eine Erfahrung aus dem Alltag – nur zu noch mehr Individualverkehr führen?
Dass es auch mit weniger Verkehr gehen muss werden wir nächste Woche erfahren. Das Bundesamt für Strassen, Kanton und Stadt St.Gallen werden dann die Autofahrer:innen zum Verzicht aufrufen. Denn Ende Februar beginnen nun jene Sanierungen auf dem Abschnitt zwischen Sitterviadukt und Anschluss Neudorf, die mit Verkehrseinschränkungen verbunden sind. Es brauche zu Stosszeiten eine Reduktion von zehn Prozent, damit der Verkehr nicht zusammenbricht, so das Astra.