, 2. Juni 2015
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Auswechslung mit Fragezeichen

Viereinhalb Jahre amtete Heinz Peischl als Sportchef beim FC St.Gallen. Zusammen mit Dölf Früh und Jeff Saibene manövrierte er den Verein in (vorerst?) ruhige Gewässer. Nun ist dieses Triumvirat Geschichte. Wie geht es weiter?

Heinz Peischl kann auf eine durchaus erfolgreiche Amtszeit zurückblicken. Mit Scarione, Nater und Lenjani verpflichtete er Spieler, welche später finanziell wichtige Transfererlöse in die Clubkasse spülten. Auch sonst bewies er mit seinen Transfers oft ein gutes Händchen. Manchmal griff er auch daneben, aber Transfers wie Daniel Beichler und Klemen Lavric können mit der Abstiegsgefahr erklärt werden, von Albert Bunjaku hätten wohl alle mehr erwartet. Als einziger wirklicher Transferflop bleibt Alhassane Keita in Erinnerung.

peischl1Konflikt um den Nachwuchs

Die Gründe für Peischls Freistellung liegen also nicht in der Transferpolitik, sondern sind vielmehr im Zusammenhang mit «Future Champs Ostschweiz» (FCO) zu suchen, dem Nachwuchsprojekt des FC St.Gallen. Gemäss «Blick» war Peischl als eigentlicher Vorgesetzter nicht mit dem Abgang von Roger Zürcher, dem ehemaligen technischen Leiter FCO, einverstanden. Auch bei der Verpflichtung von Marco Otero soll er übergangen worden sein.

Generell liegt die Vermutung nahe, dass Peischls Vertrag aufgrund der schlechten Nachwuchsintegration nicht verlängert wurde. Obwohl das Projekt FCO bereits vor vier Jahren lanciert wurde, kamen in der laufenden Saison kaum Nachwuchsspieler im Fanionteam zum Einsatz. Verständlich, dass die Geldgeber im Hintergrund ungeduldig werden, schliesslich verschlingt das Projekt jährlich einen Millionenbetrag.

Vor diesem Hintergrund ist auch fraglich, ob Jeff Saibene Cheftrainer bleiben wird. Über die Entlassung Peischls zeigte er sich im Interview nach dem Heimspiel gegen den FC Thun nicht gerade erfreut. Zudem wurde Saibene immer wieder dafür kritisiert, den Nachwuchskräften keine Einsatzzeit zu geben. Seine Begründung: Sie seien noch nicht so weit. Die Einsätze von Gelmi, Lässer und Eisenring haben aber gezeigt, dass diese durchaus in die Bresche springen können. Die Ausgeliehenen Ilja Ivic und Nicolas Lüchinger hingegen sollen nochmals ein Jahr lang andernorts Spielpraxis sammeln.

stuebi1Was bringt Tausendsassa Stübi?

Die Nachfolge von Peischl tritt nun also Christian Stübi an, der 2011 von Schaffhausen zum FCSG stiess und seit 2012 als Teammanager amtete. Stübi ist ein richtiger Tausendsassa, arbeitete beim FC Schaffhausen, bei dem er in den Neunzigern als Spieler engagiert war, als Marketingchef, Geschäftsführer und Sportchef. Mit der Kaderplanung für die neue Saison hat Stübi bereits begonnen. Demiri und Sikorski werden den Verein verlassen. Der «Blick» vermeldete zudem, dass Mathys, Rodriguez und Besle den Verein verlassen können. Der FCSG dementierte umgehend.

Den von Peischl eingeschlagenen Weg will Stübi fortführen, wie er in einem Interview mit dem «Tagblatt» erläuterte. Das heisst, dass auch in Zukunft vornehmlich Spieler aus der Challenge League verpflichtet werden sollen. Zudem sollen vermehrt Nachwuchsspieler zum Einsatz kommen. Für die Nachwuchsspieler muss jedoch im Kader Platz geschaffen werden. Beispielsweise befinden sich mit Tafer, Tréand, Aratore und Rodriguez vier fertige Flügelspieler im Kader. Mindestens einer dieser vier Spieler wird den Verein wohl verlassen. Generell möchte Stübi das Kader entschlacken. Daher dürften noch weitere Spieler wechseln.

Fraglich bleibt, ob Stübi das Amt als Sportchef dauerhaft ausüben wird. Zwar war er bereits 2010 als möglicher Sportchef gehandelt worden, hatte aber als Teammanager in den letzten Jahren einen anderen Aufgabenbereich und könnte daher bald wieder in diese Funktion zurückkehren. Mit Axel Thoma wäre ein Sportchef verfügbar, der beim FC Wil über Jahre hervorragende Arbeit geleistet hat und insbesondere über Erfahrung im Umgang mit jungen Spielern verfügt.

Gut möglich, dass Dölf Früh Thoma will. Gut möglich, dass dessen ungeklärte rechtliche Situation mit GC zurzeit noch ein zu heisses Eisen ist. Gut möglich, dass sich das schon bald ändert.

Bilder: FCSG, blick.ch

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