Ausserrhoden schafft Platz für Asylsuchende
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Bis jetzt betreibt Appenzell Ausserrhoden zusammen mit dem Kanton St. Gallen das Zentrum «Landegg» oberhalb von Rorschacherberg. Es liegt grenzübergreifend auf sanktgallischem und ausserrhodischem Boden. Hier stehen insgesamt 125 Plätze für Asylsuchende zur Verfügung. Gemäss der Leistungsvereinbarung zwischen den beiden Kantonen sind davon 35 Appenzell Ausserrhoden zugeteilt. Das reicht bei einer Zunahme der Asylsuchenden aber nicht mehr aus.
120 Plätze und Mietvertrag für zehn Jahre geplant
Sehr kurzfristig habe jetzt mit der Stiftung «Sonneblick Walzenhausen» eine gute Lösung getroffen werden können, sagte Landammann Matthias Weishaupt, Vorsteher des Departementes für Gesundheit und Soziales, Am Donnerstag vor den Medien in Herisau. «Die Grundsatzentscheide sind am 12. März im Stiftungsrat und am 15. März im Regierungsrat gefallen.»
Für die zwei Häuser plane der Kanton mit einen zehnjährigen Mietvertrag. Damit stehen insgesamt 120 Plätze für Asylsuchende zur Verfügung, die nach vier bis sechs Monaten Aufenthalt in die Gemeinden umziehen werden.
Die Infrastruktur ist laut Weishaupt ideal für ein Asyl-Durchgangszentrum und bedürfe wenig Investitionen. Die Kosten für den Betrieb des Zentrums würden durch die Pauschale des Bundes abgegolten. Die Eröffnung sei Ende Jahr geplant. Zur Zeit sei die Betriebsführung noch offen. In Frage käme das kantonale Amt für Soziales oder eine Zusammenarbeit mit dem Kanton St. Gallen. Auch mit dem neuen Zentrum werde Appenzell Ausserrhoden die in der «Landegg» zugeteilten Plätze für Asylsuchende behalten. Die in Heiden für sechs Monate geöffnete Zivilschutzanlage und eine weitere in Herisau, die ab Mitte April zur Verfügung stünde, seien vom «Sonneblick» unabhängige Angebote. Sie dienten ausschliesslich der Entlastung des Bundes und würden von diesem auch geführt.
Gemeinderat von Walzenhausen ist informiert
«Wir haben den Gemeinderat von Walzenhausen über das kantonale Durchgangszentrum bereits informiert», sagte Weishaupt weiter. «Er hat uns seine Unterstützung zugesagt. Für die Bevölkerung findet im Herbst eine Orientierungsversammlung statt.»
Der Landammann rechnet mit einigen kritischen Stimmen aus der Öffentlichkeit und auch gewissen Ängsten, aber nicht mit einer breiten Ablehnung. «Die Mehrheit der Bevölkerung wird das Asyl-Zentrum mittragen. Davon bin ich überzeugt.»
Unterbringung von Flüchtlingen hat Tradition
Die Stiftung «Sonneblick Walzenhausen» betreibt Gästehäuser mit sozialer Zielsetzung. Jährlich werden 4000 bis 5000 Übernachtungen in der Einrichtung in Walzenhausen registriert. Zu den Besucherinnen und Besuchern gehören Behinderte und Alleinerziehende, die hier Urlaub machen, sowie soziale, gemeinnützige, kirchliche und kulturelle Kreise, die an Tagungen und Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen. «Die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden ist kein Novum», sagt Fredi Züst, Präsident der Stiftung.
Am 1. März 1933 sei der Sonneblick von Ortspfarrer Paul Vogt für Arbeitslosenkurse gegründet worden. «Später fanden während des Zweiten Weltkrieges und im Gefolge des Ungarnaufstandes von 1956 Flüchtlinge hier Zuflucht. Paul Vogt war während des Krieges Flüchtlingspfarrer des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes», rekapituliert Züst die Geschichte der Stiftung. Auch «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz habe eine herausragende Rolle gespielt. Sie habe im Rahmen des Christlichen Friedensdienstes Wochen für Kriegsgeschädigte im «Sonneblick» organisiert. – Züst führte weiter aus, dass die zwölf Teilzeitarbeitenden im «Sonneblick» bis Ende Jahr von der Stiftung angestellt seien. Ob sie im kantonalen Durchgangszentrum für Asylsuchende weiter beschäftigt werden könnten, sei aber noch offen.