Auf grosser Ernüchterungsfahrt
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Fünfzehn Tage per Märchenschiff auf dem Fluss Gambia durch das Land gleiten, und pro Abend einen Gig spielen – das ist der Plan der schweizerisch-gambischen Griotband King Kora. Ein Tourplan der auf westliche Minuten getaktet ist, weil es eben geht, hier; weil hier das Rundherum immer funktioniert. Nur: In Afrika ist das anders.
Strom? Nicht immer, aber meistens. Technik? Unter dem Klima leidend. Bandmitglieder? Rumplige Bäuche und auch sonst Unwohl. Tickets? Teilweise. Publikum? Wenig erfreut. LKW mit Equipment? Liegen geblieben. Wer nicht improvisierten kann, steht an. Wer keine Zeit hat, kommt ins Schleudern. Und schon wird es erfreulich menschlich.
King Kora ist keine Band des eitlen Sonnenscheins und auch der Film «Kings of the Gambia», der ab dem 13. Januar im Kinok gezeigt wird, schont niemanden sondern bleibt sympathisch unverblümt. Die Kamera dreht nicht ab, als der Tontechniker resigniert; seine Soundanlage altert in den wenigen Tagen stärker, wie sie es daheim in Jahren nicht tut. Als das Entsetzen in ausnahmslos jedem Auge der zehnköpfigen Combo steht; eine Schlägerei ist im Publikum losgebrochen. Wie die Enttäuschung den Co-Bandleader Lamin Jobarteh nur noch den Kopf schütteln lässt; ein Veranstalter versucht sich Vorteile zu erhandeln. Und als die Ernüchterung einsetzt; die Musik berührt das Publikum kaum. Aber die Band King Kora verliert den Mut nicht und findet, Stück um Stück, zum afrikanischen Rhythmus.