Arabisch-jüdische Berührungen

Das Jüdische Museum Hohenems leistet mit seiner aktuellen Ausstellung einen wertvollen Beitrag zur kulturellen Friedensarbeit in konfliktgeladenen Zeiten.
Von  Roman Hertler

Für viele ist das arabisch-jüdische Verhältnis heute – und seit dem 7. Oktober 2023 umso mehr – nur noch als Gegensatz denkbar. Dem tritt das Jüdische Museum Hohenems immer wieder entschieden entgegen, ohne dabei Widersprüchlichkeiten auszublenden. Es tut dies aktuell mit der Ausstellung «Yalla – Arabisch-jüdische Berührungen», die am 29. September eröffnet wurde. Gezeigt werden Werke von Eliyahu Fatal, Hori Izhaki, Dana Flora Levy, Dor Zlekha Levy, Joseph Sassoon Semah, Mona Yahia und Tamir Zadok, allesamt jüdische Künstler:innen mit arabischen familiären Wurzeln. Sie spüren arabisch-jüdischen Lebenswelten nach, die historisch Jahrhunderte und bis in die präislamischen Stammesgesellschaften Arabiens zurückreichen.

Diese soziokulturellen Beziehungen waren seit je vielfältig und auch widersprüchlich, sei es unter islamischer Herrschaft in den heutigen arabischen Staaten oder im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel, im Osmanischen Reich oder im Kontext europäischer Kolonialinteressen: eine Beziehungsgeschichte, die mal romantisiert, mal vergessen und verdrängt und mal dämonisiert werde, wie es in der Presseankündigung zur Ausstellung heisst. Es wird auch der Frage nachgegangen, wie sich die arabisch-jüdischen Beziehungen als gedankliches Gegensatzpaar etablieren konnte.

«Yalla – Arabisch-jüdische Berührungen»: bis 24. August 2025, Jüdisches Museum Hohenems.

jm-hohenems.at

Die arabisch-jüdischen Künstler:innen arbeiten für die Ausstellung «Yalla» im Kontext von Erinnerung und Sprache, Ideologien und jüdisch-religiösem Denken, Architektur, Essen und Musik. Ausserdem beleuchtet die Ausstellung einige historische Schlüsselmomente, in denen arabisch-jüdische Berührungen nicht nur konfliktreich und spannungsgeladen sind, sondern eben auch produktiv und fruchtbar. Solche Friedensarbeit, wie sie das Jüdische Museum Hohenems hier und auch sonst immer wieder leistet, ist gerade in Zeiten wie diesen wichtiger denn je – und abgesehen von deren aktuellen Notwendigkeit angesichts der sich drehenden Eskalationsspirale im Nahen Osten auch einfach eine sehr schöne kulturelle Bereicherung für unsere Region.