Anders Wohnen – in Heiden hats begonnen

Zwei neue Mehrfamilienhäuser am Dorfausgang von Heiden Richtung Kaien zeigen sich als zeitgenössische Holzbauten in den vertrauten Formen von Appenzellerhäusern. Aussergewöhnlich ist ihre Entstehungsgeschichte und das hier praktizierte altersdurchmischte Wohnen.
Von  René Hornung
Genossenschaftswohnungen im linken Haus, Reihenhäuser im rechten: die beiden Neubauten der Genossenschaft anders-wohnen in Heiden. (Bilder: rho)

2016 ergriffen Francesca und Peter Kühnis-Dietz die Initiative. Das Land, das bis vor drei Jahren eine Kuhweide war und das sie erbten, soll nicht mit weiteren Einfamilienhäusern überbaut werden. Es soll dazu dienen, eine neue Wohnform zu leben: gemeinschaftlich, altersdurchmischt. Die beiden wollten auch nicht mehr im zu gross gewordenen eigenen Haus wohnen, sondern in eine kleinere Neubauwohnung umziehen.

Ein erster Anlauf Gleichgesinnte zu finden verlief zwar im Sand, doch im Juni 2020 war es soweit: Die Gruppe der Interessent:innen war gefunden, die Genossenschaft anders-wohnen wurde gegründet. Als Architekten für das Projekt hatten sich Lukas Krayer und Valentin Surber, die sich zuvor nicht kannten, zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.

Der Ärger ist verflogen

Inzwischen hatte die Gemeinde zwischen Schützengasse und Brunnenstrasse in den steilen Hang hinein eine neue Erschliessungsstrasse, die Bergstrasse, gebaut, die die Nachbarn eigentlich gar nicht wollten und für die sie erst noch Perimeterbeiträge zahlen mussten. Doch jetzt ist der Ärger vergessen und oberhalb der neuen Strasse stehen die beiden Häuser mit insgesamt zehn Wohnungen, einem Gemeinschaftsraum und einem Gästestudio.

Der Schwimmteich wurde bereits früher angelegt.

Das Finanzierungsmodell hat Architekt Bruno Dürr vom St.Galler Solinsieme-Haus mitgebracht: Der Boden und die gemeinschaftlich genutzten Räume, der bereits früher angelegte Schwimmteich, das demnächst entstehende Saunahaus und der Garten gehören der Genossenschaft anders-wohnen, die einzelnen Wohnungen sind Eigentumswohnungen, doch alle Eigentümer:innen müssen auch Genossenschafter:innen sein.

Zur Genossenschaft gehören auch zwei ältere Liegenschaften am Hangfuss, darunter das frühere Restaurant Schützengarten und das Haus Einsicht, das gerade renoviert wird. Weitere Nachbar:innen machen zwar noch nicht mit, doch sie sind dem Projekt gegenüber wohlgesinnt.

Im steilen Hang haben die Architekten die beiden unterschiedlich strukturierten Häuser auf einer Höhenlinie gegeneinander abgedreht. Sie zeigen die vertrauten Formen der Appenzellerhäuser, mit Satteldächern, weiten Vordächern und der talseitigen Traufe.

Im einen Haus sind sechs Geschosswohnungen, der Gemeinschaftsraum und das Gästestudio untergebracht, im anderen liegen, wie in einem Reihenhaus, drei mehrgeschossige Einheiten nebeneinander. Die Häuser stehen dicht nebeneinander, dafür ist unterhalb der Strasse die Wiese frei geblieben.

Nachhaltig gebaut

Auf Betonfundamenten sitzen nicht verleimte Vollholzkonstruktionen. Massive Zwischenböden sorgen für einen guten Schallschutz. Nachhaltig bauen, war ein wichtiges Ziel der Architekten und der gesamten Gruppe. Geheizt wird mit Erdsonden und damit es drinnen nicht zu heiss wird, verfügen die Fenster über Markiesen. Die Küchen sind, wie in Eigentumswohnungen üblich, den individuellen Wünschen angepasst.

Das Baumaterial der Stunde: Holz!

Die Wohnungen sind bewusst klein gehalten. Die kleinste misst 55, die grösste 105 Quadratmeter. Sie strahlen eine typische Holzbaustimmung aus. Decken, Wände, Böden – alles Holz, letztere aus Föhre. In den grösseren Räumen ist die Laufrichtung der Boden- und Deckenbretter unterschiedlich gelegt, so dass optisch eine Zonierung entsteht.

Seit ein paar Wochen sind die Häuser nun bewohnt – die Entwicklung des Gemeinschaftslebens wird spannend.