An der Schnittstelle

Das Kunstmuseum St. Gallen widmet dem jamaikanisch-US-amerikanischen Künstler Arthur Simms eine umfassende Einzelausstellung. Diesen Freitag ist die Vernissage in der Kunstzone der Lokremise.
Von  Corinne Riedener
Arthur Simms: Ruin, 2023. (Bild: Stephen Probert)

Arthur Simms war knapp vier Jahre alt, als seine Mutter 1966 Kingston verliess, um in den USA als Au-pair Geld für die Familie zu verdienen. Arthur und der Rest der Familie folgten ihr einige Jahre später nach New York. Die frühen Jahre haben sein Schaffen geprägt. Schon früh schaute er sich jamaikanische Flick- und Handwerkstechniken ab, bastelte sich Spielsachen aus Fundmaterial wie Holz, Seil oder Plastik.

Seit über 40 Jahren erschafft Arthur Simms grossformatige Kunst aus Fundobjekten und Naturmaterialen, dabei durchzieht vor allem die Hanfschnur sein Werk, das eng mit seiner migrantischen Biografie verwoben ist. Objekte wie Flaschen, Spielzeug oder Speichenräder, oft in den Strassen New Yorks gefunden, prägen Simms’ künstlerische Sprache. Durch diese Aneignung und die Neuinterpretation gibt Simms den Objekten einen neuen Sinn und begibt sich mit seinen Werken gleichzeitig auf Streifzug durch die Kunstgeschichte von Readymade bis zu Combine Painting.

Arthur Simms 2023 in seiner Ausstellung «I Am The Bush Doctor, One Halo» in der San Carlo Kirche, Cremona. (Bild: Form Group)

Simms’ Kunst wurde bisher noch kaum in Museen gezeigt. Das Kunstmuseum St. Gallen will das nun ändern und widmet dem Künstler die bisher umfassendste Einzelausstellung, kuratiert von Direktor Gianni Jetzer. «Die Skulpturen von Arthur Simms strahlen die Aura einer mystischen Welt aus», heisst es in der Ankündigung. «Seine Arbeiten scheinen mit einer magischen Energie zum Leben zu erwachen und laden die Betrachter:innen in eine Welt ein, in der Realität und Fantasie verschmelzen.» Durch künstlerisches Raffinement gelinge es Simms, «den Objekten eine wesenshafte Präsenz zu verleihen, die geprägt ist von filigranen Details, skurrilen Formen und akribischem Handwerk».

Arthur Simms:
10. Februar bis 7. Juli, Kunstzone Lokremise St. Gallen

Vernissage: 9. Februar, 18:30 Uhr, Einführung mit Gianni Jetzer und Arthur Simms

Kunstgespräch mit Arthur Simms: 10. Februar, 11 Uhr

kunstmuseumsg.ch

Im Wesentlichen sei die Kunst von Arthur Simms eine Verbindung persönlicher Geschichte, kultureller Identität und Umweltbewusstsein im wortwörtlichen Sinne, schreibt das Kunstmuseum. «Durch das Zusammenspiel von Verknotung, gefundenen Objekten und der Thematisierung seiner Identität als Immigrant, regt Simms uns zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung an der Schnittstelle von Kunst, Herkunft und Nachhaltigkeit an.» Drei Bereiche also, die für unsere Gesellschaft relevanter nicht sein könnten.