Amitié!
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«Im Jahre 1928 wurde Henry Dunants 100. Geburtstag gefeiert. Da war ich 9 Jahre alt. Dunant war 1828 geboren und ist 1910 gestorben. Wir steckten die Dunant-Gedenkplakette ans Tschöpli und prägten uns das Bild ein: das Portrait eines alten Mannes mit kräftigem Bart, ein Grossvaterkäppli auf dem Kopf.»
Die Geschichte liest sich fast wie eine Initiation – jenes Mannes, der später seinerseits zu einer der Leitfiguren der Friedensbewegung werden sollte und sich zeitlebens für einen Friedensdienst einsetzte, den schon Dunant in «L’avenir sanglant» heraufbeschworen hat.
Eine Zukunft, in der der Krieg geächtet ist: Dafür hat Fridolin Trüb ein Leben lang gewaltfrei gekämpft. Ein langes Leben – jetzt ist er mit 98 Jahren in St.Gallen gestorben.
Seine Texte und die vielfältigen künstlerischen und politischen Spuren seines Lebens sind zum Teil online nachlesbar, dank der von Michael Walther aufgebauten Website fridolintrueb.ch. Darunter ist auch die Buchpublikation von 2009, Dem Frieden entgegen, wo Trüb in 30 und einer halben Geschichte seine Erinnerungen skizziert – aber auch seine Fiche, Skizzenbücher, Korrespondenz, zehn Interviews, die Walther mit Fridolin Trüb 2007 geführt hat, und vieles mehr.
Ein Nachruf auf Fridolin Trüb wird folgen – dies vorerst nur eine kleine Verbeugung vor dem unermüdlichen Pazifisten und Menschenfreund. Am Ende des genannten Buchs, in der 30einhalbten Geschichte, schreibt Fridolin Trüb:
«Zuletzt noch: Aus dem Ausland ist uns ein Brief zugeflattert, der frägt, wie es wäre, wenn auch unsere Stadt (St. Gallen!) sich als Friedens-Stadt erklären würde. Eine Vision! Denkt doch alle mit, was wir dazu beitragen könnten! Amitié!»