Samstag Vitkieviez, Sonntag Shabani
Eine Stadt – zwei Fussballwelten: An diesem Wochenende finden Heimspiele des FC St.Gallen und des SC Brühl statt.

In der Super-League spielen inzwischen nur noch Aarau, Lausanne und Sion in alten Stadien – gebaut vor dem grossen Umbruch, der die Fussballwelt für immer veränderte. Gemeint ist die Entwicklung, die Ende der 90er Jahre auf Geheiss des Fussballverbandes durchgesetzt wurde: die Einführung der Sektorentrennung, die zunehmend penetranter werdenden Kontrollen der Besucherinnen und Besucher durch private Security an dafür nicht ausgerüsteten Stadioneingängen. Parallel dazu hat sich der Fussball weiter kommerzialisiert. Der Anteil der Eintritte an den Gesamteinnahmen wurde überall kleiner, derjenige aus Sponsorenbeiträgen und Marketing grösser.
Die Auflagen des Fussballverbandes mündeten in die Forderung nach neuen Stadien. Damit wurden alle diese Entwicklungen betoniert. Während die Sicherheitsmassnahmen im Espenmoos sehr behelfsmässig gewirkt hatten, waren sie nun Teil des Konzepts. Dazu kommt, dass die neuen Stadien im Unterhalt so teuer sind, dass die fortschreitende Kommerzialisierung Bedingung für das wirtschaftliche Überleben ist. Überall zeigte es sich, dass die modernen Arenen mehr Ausgaben (Sicherheit, Infrastruktur) und nicht mehr Einnahmen generieren.
Ausser vielleicht in Basel und Bern haben alle Klubs Probleme: Der FC St.Gallen kann mit einem Zuschauerschnitt von 13’500 nur ein Budget von 7 Mio. Franken stemmen. In Luzern sind die Zuschauerzahlen seit der Stadioneröffnung massiv gesunken – auf noch 11’100. Die Zahlen sind rot. In Thun ist das neue Stadion ein Kostentreiber, im Herbst mussten Volksaktien verkauft worden, weil die finanzielle Basis zu schmal ist. Das Publikumsinteresse ist mässig (5200 im Schnitt), trotz beständig guter Leistungen. Nur Lausanne hat weniger Publikum.
Parallel zu dieser neuen Fussballwelt gibt es immer noch die alte – inzwischen aussschliesslich in den unteren Ligen. Dort gibt es keine Sektorentrennung, nur symbolische Kontrollen. Man sucht sich irgendwo einen Platz oder spaziert rund um den Platz. Man ist Zaungast und hört mit, wenn der Linienrichter mit dem Schiedsrichter diskutiert. Wer will, kann nach dem Match Spielern oder dem Trainer auf die Schulter klopfen.
Die beiden Welten driften immer weiter auseinander. Der FC Wil könnte vielleicht in die Super-League aufsteigen, Bedingung für eine Lizenz wäre ein Stadion mit 8’000 Sitzplätzen. Das neugebaute Bergholz hat aber nur 700.
Es gibt Mannschaften der Promotion-League, die wegen der hohen Auflagen gar keine Lizenz für die Challenge-League beantragt haben. Der treffendere Name wäre deshalb Standby-League.
Es ist einer Trümpfe der Stadt St.Gallen, dass man – wie an diesem Wochenende – beide Fussballwelten besuchen kann: Einmal im Westen, einmal im Osten.
Samstag, 19.45 Uhr: St.Gallen gegen Thun. Janjatovic, Karanovic, Montandon sind verletzt. Vielleicht versucht es Saibene erstmals mit Vitkieviez als Sturmspitze, dahinter Mathys in seiner Lieblingsposition. Die Saisonplanung läuft: Man sei mit drei Spieler intensiv am Verhandeln, heisst es.
Sonntag, 14.30 Uhr: SC Brühl gegen Delémont. Die Neuverpflichtung von USV Eschen-Mauren, Raphael Huber, hat sich in den ersten beiden Spielen in der Offensive sehr gut eingeführt. Noch nicht so richtig in Fahrt gekommen ist der Shooting-Star aus der Vorrunde: Egzon Shabani. Brühl liegt auf dem 8. Platz und hat die Absicht, in der Tabelle weiter vorzurücken. Noch immer verletzt ist Spielmacher und Kunstschütze Sidinei de Oliveira.