Alpenhof: Mehr als nur «aufgehübscht»

Seit gut 20 Jahren ist der Alpenhof ob Oberegg Studienzentrum und Seminarort. Die Bibliothek von Andreas Züst mit über 10’000 Bänden ist das Herz des Hauses. Dieses bietet in 14 Zimmern auch Unterkunft für gut 20 Menschen in schlichten, aber eleganten Zimmern.
Das Neue: Der Alpenhof wird von Donnerstag bis Sonntag auch zum Restaurant. Eine High-End-Küche will Laura Röösli, die ihre Lehre bei der Sternenköchin Tanja Grandits in Basel absolviert hat, aber nicht anbieten. Vielmehr geht es dem Team um eine Verpflegung aus der Nähe. Sie hätten in den zwei Monaten Vorbereitungszeit fast alle Lebensmittellieferant:innen in einem Fünf-Kilometer-Radius finden können, sagt Dominic Chenaux.
Raffiniert wird die Küche aber sein. Und wer hier oben, auf 1110 Meter über Meer – mit dem faszinierenden Blick übers Rheintal – essen will, sollte sich anmelden. Das Restaurant verfügt nur über 25 Plätze, mit Absicht: «Wir wollen uns nicht schon am Start ans Limit bringen.»
Ideale Startbedingungen
Im April 2021 hatte Eigentümerin Mara Züst, die Besitzerin des Hauses und Tochter des verstorbenen Andreas Züst, einen Ideenwettbewerb für den Alpenhof ausgeschrieben, denn die bisherige Betriebsleiterin Bea Hadorn ging in Pension. Ausgewählt wurden Dominic Chenaux und Laura Röösli. Flavia Bienz kam nachträglich dazu.
In der Vorbereitungszeit hat nun eine Crew von fast 30 Leuten das Haus ausgemistet, geputzt, neue bescheidene Boxen für die Zimmer geschreinert und den Grundriss des grossen Panoramasaals leicht verändert sowie dort ein Bartheke eingebaut. Diese Monate seien ihm vorgekommen wie im Schlaraffenland, sagt Dominik Chenaux. Überall seien sie herzlich willkommen geheissen worden und auch schon privat eingeladen worden – alles andere als ein kühler Innerrhoder Empfang.
Die Startbedingungen sind ideal. Mara Züst überlässt ihr Haus dem Team ohne Pachtzins. Die Betreiber:innen müssen nur für die Nebenkosten aufkommen. Und für die Investitionen stellte die Eigentümerin sogar noch ein Darlehen zur Verfügung. Das ermöglicht einen sanften Start.
Arbeitsort für Kulturschaffende
Im Haus werden Residencies angeboten: Jeweils zwei Kulturschaffende können einen Monat lang im Alpenhof arbeiten. Sie müssen dann aber etwas hinterlassen. Ob das ein Bild, ein Konzert oder eine andere kulturelle Arbeit ist, bleibt offen. Aus diesen Residencies heraus will der Alpenhof auch sein eigenes Kulturprogramm entwickeln.
Zwei Monate im Jahr werden die Betreiber:innen das Haus zudem ganz «ausleihen». Wie das ablaufen wird, zeigt sich erst nächstes Jahr. Und darüber hinaus bleibt der Alpenhof ein Ort des Rückzugs, der nur an sonnigen Tagen von Töff- und Velofahrer:innen und Wander:innen «gestört» wird, wie just am Tag der offenen Tür am ersten Septembersonntag.
Dass der Start gelingen wird, ist so gut wie sicher. Das Team kommt aus dem Luzerner Kulturzentrum Neubad. Dieses wurde ihnen aber zu gross, und sie suchten nach einer neuen Wirkungsstätte. Um ein Haar hätten sie das Hotel Piz Linard in Lavin übernommen. Mit dessen Initianten, Hans Schmid, haben sie sich gut angefreundet, so dass nun einige Bilder Schmids im Alpenhof hängen.
Und noch eine Connection wird sich etablieren, jene zum Zeughaus Teufen, das ab dem kommenden Jahr ebenfalls in Innerschweizer Hand ist; das Luzerner Paar Lilia und David Glanzmann löst dort den langjährigen Kurator Ueli Vogt ab. Klar doch: Man kennt sich.