, 26. Oktober 2021
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Al Shahmani liest Inglin

Meinrad Inglin? Die Erzählungen des vor 50 Jahren gestorbenen Schriftstellers kennen vermutlich nur noch wenige. Der irakisch-schweizerische Autor Usama al Shahmani holt Inglin jetzt in die Gegenwart. Von Gabriele Barbey

«Solange es Bäume, Wind, Wasser, Gebirge, Schnee, Sonne und Wanderwege gibt, bleibt Inglins Literatur lebendig.» Schreibt Usama Al Shahmani, 2002 aus dem Irak geflüchteter Autor. Er hat das Nachwort zu Schneesturm im Hochsommer verfasst, einer Neuausgabe von zehn Erzählungen des Schriftstellers Meinrad Inglin (1893-1971).

Die Lawine, Der Lebhag, Zwei hochmütige Seeforellen, so zum Beispiel lauten Inglin-Titel. Ob sie für ein heutiges Lesepublikum nicht zu nostalgisch tönen? Klugerweise schafft der Limmat-Verlag, der das Buch herausgibt, einen Link zur Gegenwart: Er lässt den Iraker Al Shahmani in einem Nachwort über seine Inglin-Lektüre schreiben – eine literarische oder eher noch literaturpolitische Win-win-Situation.

Meinrad Inglin in den Bergen. (Bild: KB Schwyz)

Usmana Al Shahmani, dem Saiten-Publikum kein Unbekannter, lebt in Frauenfeld, seine deutsch geschriebenen Romane erscheinen ebenfalls bei Limmat, zuletzt Im Fallen lernt die Feder fliegen. Al Shahmani – eloquent und dezidiert – gehört zudem zum Team des Literaturclubs im Fernsehen SRF.

Im Nachwort schreibt er von seiner Hinwendung zum Wandern. Warum wandern? Um sich zugehörig zu fühlen! Wandern als eine natürliche Bewegung, die er glücklicherweise in der Schweiz entdeckt habe.

Meinrad Inglin: Schneesturm im Hochsommer. Erzählungen. Hrsg. von Ulrich Niederer. Nachwort von Usama Al Shahmani. Limmat Verlag 2021, Fr. 29.90

Usama al Shahmani liest diesen Mittwoch, 27. Oktober, 19 Uhr im Raum für Literatur St.Gallen aus Im Fallen lernt die Feder fliegen.

Nehmen wir Inglins Erzählung von drei Männern auf einer Hochtour im Sommer. Das Wetter verschlechtert sich dramatisch. Sie stürzen ab, verletzen sich, einer nur leicht. Kann er über Leben und Tod entscheiden? Zwar würde sich die Geschichte heute kaum mehr so abspielen, in Zeiten von Handy und Rettung per Helikopter. Die existenziellen Fragen aber stellen sich immer noch.

Ganz anders der letzte Text im Band: Inglins – aus heutiger Sicht fragwürdige – Vortragsreise für Auslandschweizer ins Nazi-Deutschland im Kriegsjahr 1940 ist beklemmend, in jeder Beziehung.

Al Shahmani übrigens würde Inglins Erzählungen gerne ins Arabische übersetzen.

 

 

 

 

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