Achtung, Nora Gomringer kommt

Die Master-Poetesse Nora Gomringer und der Jazz-Drummer Philipp Scholz präsentieren am kommenden Montag bei Noisma im Kult-Bau ihr Programm PENG! DU BIST TOT! Darauf kann sich St.Gallen freuen. Und das ist nicht selbstverständlich. von Florian Vetsch
Von  Gastbeitrag
Philipp Scholz und Norma Gomringer (Bild: Judith Kinitz)

Vergessen nicht so manche Stars im Rampenlicht die Nischen? Nora Gomringer nicht. Just nachdem sie für ihren polyphonen Text Recherche den heurigen Ingeborg-Bachmann-Preis abgetischt hatte, erhielt sie die Einladung, nach St.Gallen in den Kult-Bau zu kommen, und fand mitten im Trubel des telegenen Literaturbetriebs die Zeit, dieselbe umgehend anzunehmen und das Kommen von Philipp Scholz, dem Schlagzeuger, anzukündigen.

Die Kombination von Jazz und Poesie hat nicht nur eine interessante Tradition mit tiefen Spuren im deutschen Sprachraum, sondern passt auch perfekt zum Kult-Bau, zum Salon, wo neben Lesungen und Debatten oft Konzerte stattfinden.

Nora Gomringer & Philipp Scholz: PENG! DU BIST TOT!
Montag, 30. November, 20 Uhr, Noisma im Kult-Bau, Konkordiastrasse 27 in St.Gallen, Eintritt frei (Kollekte)

Nora Gomringers wuchtige und zugleich hochsensible Sprachperformance, «fatalyrisch» untermalt von Scholz‘ perkussiven Einwürfen, wird das Publikum ins Staunen versetzen: sowohl jene, welche die geistreichen mythologischen, intertextuellen und cinematografischen Anspielungen verstehen, als auch jene, die vielleicht nur einen Teil davon mitbekommen: Alle werden der Sprachmagie dieser Autorin, die in der Slam-Poetry-Szene und der Spoken-Word-Art gross geworden ist, erliegen.

Denn Nora Gomringer elaboriert keine Lyrik für die intellektuellen Hochseilakte an Germanistischen Seminaren; sie schreibt Texte, die einfahren, die vom Leben in vielen Perspektiven erzählen, Texte, die durchaus witzig, frech, launisch, sexy sein können, auch abgründig, traurig und im Kern tragisch – die aber immer lesbar bzw. vortragbar sein müssen. Sie sind nicht dazu da, die Leute lediglich zu unterhalten.

Der Titel ihrer jüngsten Textsammlung ist diesbezüglich programmatisch: Ich bin doch nicht hier, um Sie zu amüsieren (Voland & Quist, Berlin 2015). Zu sehr gehen Nora Gomringers Texte unter die Haut – da bleibt dem Publikum manches Lächeln im Ansatz und manches Lachen im Hals stecken. Ein Zeichen guter, starker Literatur: Sie trifft und betrifft.

Auf denn! Am Montag in den Kult-Bau gepilgert!

Bild: Judith Kinitz