Der Onkel schluckt weiter

Nichteinmal ein Jahr nach dem Début legt King Ouzo nach. Auf Mir liebed eu über alles bleiben sie schnoddrig und politisch inkorrekt wie eh.
Von  Roman Hertler
King Ouzo: Rechsteiner und Breuer. (Bild: pd)

Zum zweiten Mal innert Kürze beweisen King Ouzo, dass Welterklärung auch abgelöscht geht. Mit Mir liebed eu über alles hauen Breuer und Rechsteiner nur wenige Monate nach ihrem Début Das ist keine Hundescheissewiese ihren zweiten Langspieler raus, getreu ihrem Motto «pro Pandemie zwei Alben».

Damit auch diese lästige Pflicht bereits abgehakt wäre, haben sie im titelgebenden Schlusstrack schon mal eine finale Dankeshymne an ihre Fans gerichtet. Jene hatten viralbedingt allerdings noch gar keine Gelegenheit, ihre «Lieblingsband» live zu sehen, und so heisst es im Chorus dann ehrlicherweise: «Mer sind King Ouzo / und wer bisch du so?»

Ansonsten gewohnt politisch inkorrekt, bleiben die beiden Frauenfelder oder Amriswiler (oder wo auch immer sie herkommen …) ihrem trashigen Alternativ-Rock und dem Thurgauerdialekt ebenso treu wie ihrer Scheiss-drauf-Attitüde. Musikalisch ist herausgekommen, was halt so rauskommt, wenn man in der Lockdownlangeweile anfängt, Gitarren-Spuren zu schichten wie Nafzger seine Mosttorten.

King Ouzo: Mir liebed eu über alles. Erscheint am 5. Juni auf allen gängigen Onlinekanälen.

Dem leisen, durchaus launigen Pathos geht man gerne auf den Leim, aber höchst wahrscheinlich ist auch dieser ironisch zu verstehen. Denn Sänger Breuer zieht in Gitarregott in allen Farben über die Arroganz solowichsender Saitenschränzer her. Natürlich endet der Song in ein ausuferndes Solo, das bei aller coolen Distanziertheit eine gewisse Spielfreude nicht ganz verbergen kann. «Hosä abä, Lädä zue» – muss manchmal sein, wie wir spätestens seit Knöppel wissen.

Gestalkt vom Orell-Füessli-Verlag (O Orell) und von alten Netz-Glüstlern (Moderni Liebi) und genervt von spätkapitalistischen Optimierungszwängen hockt sich King Ouzo doch lieber in den Infinity Pool (Vorab-Hitsingle inkl. Clip vom im eigenen Garten abgefackelten Röhrenfernseher) und geniesst, was von der guten Welt noch übrig ist. Und wie auf der Hundescheisse-Platte dürfen auch hier ein paar königliche Oden ans Reich der Tiere (Free Ratz, Primate und Discoross) natürlich nicht fehlen.