50er-Jahre-Schönheit: Goldzackhalle zu verkaufen

«Letzte Gelegenheit – Geschäftsaufgabe» steht gross auf dem gelben Transparent über dem Eingang der «Goldzackhalle» beim Bahnhof Gossau. Der Grund: Die Textilfirma Josef Breitenmoser AG, kurz Bremo, gibt nach rund 60 Jahren auf. Der Familienbetrieb fand keine Nachfolge. 1987 hatte das Textilunternehmen, das nebenan produzierte, die Halle gekauft und darin Textilien und Bekleidung verkauft.
Gebaut wurde die Halle mit dem auffallend runden Sheddach 1954/55 für die ehemalige Gummibandfabrik «Goldzack». Die Pläne stammten von den St.Galler Architekten Heinrich Danzeisen und Hans Voser zusammen mit dem Basler Ingenieur Heinz Hossdorf. Mitte der 1970er-Jahre stellte Goldzack den Betrieb ein. In der Halle wurden danach unter anderem Tempo-Papiertaschentücher produziert, bis Bremo sie als Verkaufsgeschäft übernahm.
Leuchtturm der Nachkriegsarchitektur
Die «Goldzack»-Halle gilt als einer der Leuchttürme der Nachkriegs-Architektur in der Schweiz. Statt einer konventionellen Oblichthalle entwickelten die Planer einen Kreiszylinder-Shedbau. Er war billiger zu konstruieren, denn die sechs runden Betonschalen wurden nacheinander vor Ort im Spritzbeton-Verfahren erstellt. Am höchsten Punkt sind die Schalen nur gerade 7 Zentimeter dick, am Boden sind es 12 Zentimeter. Das ursprüngliche Welleternitdach ist inzwischen durch ein golden-glänzendes Wellblechdach ersetzt worden.
Der Bau sorgte bald einmal für Aufsehen: Er wurde in Fachzeitschriften publiziert und war mit Fotos und Plänen im Rahmen der Ausstellung «Twentieth Century Engineering» im New Yorker Museum of Modern Art im Jahr 1964 ausgestellt. Ein Original-Foto aus dieser Ausstellung hängt in der Schalterhalle im Gossauer Rathaus.
Kein Fall für die öffentliche Hand?
Nun verkauft ein beauftragtes Immobilienbüro die Bremo-Liegenschaften. Dort wisse man sehr wohl um den Wert der «Goldzack-Halle» und sei mit der Stadt in Kontakt, sagt der Gossauer Stadtentwickler Martin Schmid. Die Stadt werde das Baudenkmal aber wohl nicht selber kaufen, denn man sehe dafür, mindestens im Moment, keine Verwendung.
Vor zwei Jahren, am Tag des Denkmals 2013, als die Halle besichtigt werden konnte, tönte es noch etwas anders. Bau-Stadtrat Stefan Lenherr sprach damals von einem möglichen Kauf durch die öffentliche Hand.