20 Jahre Saiten: Texte und Töne

Im Leonhardspark steht seit heute eine Bühne. Und eine lange Tafel. Eine Bar. Und eine Ecke fürs Stillere. Saiten feiert, zusammen mit der Grabenhalle, sein 20-Jahr-Jubiläum gesellig und, wie es sich fürs Kulturmagazin gehört, mit Texten und Tönen. Hier ein paar Hinweise.
Pech für Ronny Drecksonn
Der Samstag startet mit Barbetrieb ab 14 Uhr und mit einer Lese-Stunde um 15 Uhr. Zu Gast sind Autorinnen und Autoren, denen Saiten herzlich verbunden ist. Stefan Keller, der Thurgauer Historiker, präsentiert eine Auswahl seiner monatlichen Kolumnen «Kellers Geschichten». Kaspar Surber, früherer Saiten-Redaktor, liest aus seinem unvermindert aktuellen Buch «An Europas Grenze». Es folgt Zora Debrunner, die Bloggerin, Autorin und (mit ihrem Blog «Demenz für Anfänger») Beinah-Gewinnerin des Grimme-Preises, eventuell mit einem «Bratwurstporno».
Und schliesslich Andreas Niedermann: Der Ex-St.Galler in Wien, Badmeister, Boxer, Verleger und Autor von Romanen («Sauser», «Love is Hell», «Goldene Tage») wie dokumentarischen Texten, liest Unveröffentlichtes gleich im Doppel – am Nachmittag mit kürzeren Texten, nachts um 23 Uhr mit einer ungemütlichen Gute-Nacht-Geschichte, einem Sommerwestern im Osten, mit dem Titel «Pech für Ronny Drecksonn». Niedermanns jüngstes Büchlein ist eben erschienen, im hauseigenen Songdog-Verlag: «Von Viktor zu Hartmann» versammelt gut durchtrainierte Notizen über «Wege, Hanteln, Worte».
Kein Stress für Herr Bitter
Musikalisch geht es am Saitenfest im Dreischritt. Den Auftakt machen Lufthans (16.30 Uhr), die Band mit dem fast ungooglebaren Namen, in Saiten schon hochgelobt als «glaubwürdigste St.Galler Band». Das Quintett um Philipp Szalatnay spielt melancholische Lieder, sarkastisch oder aufmüpfig, auf Banjo, Cuatro, Akkordeon, Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug, meist in Dialekt – «Muetersprochmusig».
Es folgt Herr Bitter (19 Uhr). Zwei Alben haben die St.Galler Splatterpopper hinter sich, «Some People» 2009 und «Hurt my Ears» 2010. Nummer drei sei auf dem Weg, aber nicht wie geplant schon im Herbst da, sondern voraussichtlich erst im Januar-Februar 2015, sagt Frontmann Sascha Tittmann. Die Begründung ist unbedingt nachvollziehbar: «Stress muss nicht sein, wenn man schon so lange unterwegs ist wie wir». Im Leonhardspark wird man aber mehr als einen ersten Eindruck davon gewinnen. Was ist das Neue am Neuen? Ernsthafter seien die Stücke, weniger trotzig-rockig-heftig, sagt Tittmann. Sucht nach genauerer Umschreibung. Tiefer im Klangbild vielleicht. Dann fällt das treffende Wort: «echli zerbrechlicher».
Zur Erinnerung:
Musikalisch den Abschluss macht schliesslich ein alter Bekannter (nein, liebes Tagblatt: nicht Jack Stoiker) aus der Saiten-Geschichte (21.30 Uhr). Dazwischen die Gant (18 Uhr) und die Weltpremiere: Schäfers Stunde (20.30 Uhr). Auf einen langen, kratzbürstigen, zerbrechlichen, auf einen fröhlichen Samstag!