20 Jahre Saiten: die Kultur-Gant

Wie ein Ausstellungsplakat zur Staatsaffäre wurde, wie H.R.Giger ins Treppenhaus kam und andere Kultur-Trouvaillen: Das bietet die Gant zum Saitenjubiläum am Samstag im Leonhardspark.
Von  Peter Surber

Das schönste Stück? Fraglos die goldene Sau aus einem Theaterfundus.

Das skurrilste Ding? Vermutlich der Bärentisch vom Alpenhof, Glasplatte aufliegend auf den vier Tatzen des rücklings am Boden liegenden Bären, Herkunft unerfindlich.

gant3Das glanzvollste? Die Vitrine mit exotischen Riesenschmetterlingen, die es aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen ins Hotel Ekkehard verschlagen hatte – und die jetzt an der Saiten-Gant einen Ehrenplatz unter den «Kultur-Trouvaillen aus zwanzig Jahren» einnimmt.

Das kostbarste Stück? Schwer zu sagen. Eine Sache von Geschmack, Neigungen, Verfallenheiten, Affekten.

Für Freunde des Obskuren könnte es das Fotoporträt von H.R.Giger in jungen Jahren sein – aufgenommen von einem unbekannten Fotografen, aufgefunden in einem St.Galler Treppenhaus, wo das Bild 23 Jahre lang mehr oder weniger unbeachtet an einer Wand hing.

Anhänger von Kugant4nstreliquien dürfte auch die andere legendäre Fotografie magisch anziehen: Joseph Beuys, abgelichtet 1985 bei seinem Auftritt im Rorschacher Stadthofsaal. Fotograf Markus Steiger hat damals mit dem Bild Furore gemacht, insbesondere nach Beuys’ Tod nur ein Jahr später war die Aufnahme mit dem herzhaft lachenden Künstler gefragt.

Kunst – oder vielmehr: Kunstbetrieb – zum Dritten: das Plakat für die erstmals «Heimspiel» betitelte Schau der Ostschweizer Kunstschaffenden im Jahr 2004 in Kunstmuseum, Kunsthalle und Exex. Brigitte Kemmann, damals eine der treibenden Kräfte hinter der zuvor gefährdeten Schau, liess dazu ein Plakat gestalten von Kabeljau. Die Grafiker weilten gerade in Buenos Aires. Prächtiger, gradliniger Rot-Schwarz-Druck – bloss gab es dafür keine Ausfuhrbewilligung. In der Not schaltete sich das kantonale Amt für Kultur ein, vermittelte via die Schweizer Botschaft in Buenos Aires, und schliesslich schaffte es das Plakat als «Regierungsauftrag» deklariert rechtzeitig noch zur Ausstellung.

gant1Nicht zu vergessen: die Original-Filmrollenbüchsen samt Filmrolle und Festivalpass von den Winterthurer Kurzfilmtagen. Die schwarze Ordonnanzkiste vom Alpenhof. Der blaublütige ungarische Hampelmann aus der 2010er Produktion «Die Gräfin von Chicago» der Operette Sirnach. Lika Nüsslis Originale. Wolfi Steigers kunstgeschichtlich brisante «Mind Map» zu einem Saiten-Essay. Und so weiter.

Versteigert werden die aus verschiedensten Ecken gestifteten Stücke am Samstag um 18 Uhr im Leonhardspark; der Ertrag dient zur Mitfinanzierung des Saitenfests, den Hammer schwingt Gabriela Baumann vom Saiten-Kollektiv.

Das ganze Fest-Programm: saiten.ch.