Keita in Krasnodar
Alhassane Keita ist bisher bloss Ersatzstürmer. Langsam kommt er in Fahrt – weil er besser eingesetzt wird.

Vielleicht ist es heute in Krasnodar für einmal Alhassane Keita, der in einem Europa-League-Spiel den Durchbruch schafft – wie Karanovic oder Rodriguez in den Playoff-Spielen gegen Spartak Moskau.
Falls er überhaupt eingesetzt wird.
Gut trainiert, aber wenig Spielpraxis – so startete Alhassane Keita in die Saison. Das Manko konnte er nicht wettmachen. Spätestens mit den Spielen gegen Spartak Moskau hatte sich Goran Karanovic als Stammspieler etabliert. Keita wurde in der Folge jeweils spät eingewechselt – oder gar nicht. Eigentlich passte er nicht ins System Saibene. Meistens baut St.Gallen seine Angriffe mit präzisen Kurzpässen aus der Defensive auf. Sicherheit steht dabei vor Geschwindigkeit. Eingestreut werden weite Zuspiele – falls es Raum für eine Tempoverschärfungen gibt oder die Alternativen fehlen. Gefragt ist ein schneller, grossgewachsener Stürmer, der sich körperlich durchsetzen kann.
Es gab deshalb in dieser Saison (auch wegen der Verletzung von Cavusevic) viele undankbare Kurzeinsätze für Alhassane Keita. Kam er an den Ball, traf er oft die falsche Entscheidung: Er versuchte Alleingänge, statt abzuspielen, er spielte ab, statt selber zu schiessen. Typische Situationen für einen Spieler, der sich unbedingt beweisen will, der aber nicht im Spielfluss ist und nicht vom Erfolg getragen wird. Wie nicht selten in St.Gallen, zeigt ein Teil des Publikums kein Verständnis für die schwierige Situation und hat Keita schon abgeschrieben. Das Problem ist natürlich, dass es sich der FC St.Gallen gar nicht leisten kann, einen seiner beiden Stürmer zu verheizen.
Mit zwei Massnahmen versucht Jeff Saibene, Keita in Fahrt zu bringen: Im Cupspiel gegen Aarau stellte er ihn neben Karanovic in der Startelf auf. In einem Zweimann-Sturm kommen Keitas Qualitäten im Strafraum sichtlich besser zur Geltung. Der Beweis: Zur Halbzeit führte St.Gallen mit 2:0. Getroffen hatten Keita und Karanovic. Es war ein geglücktes Experiment, auch wenn Saibene auf Dauer kaum vom eingespielten 4-4-1-1- abweichen dürfte.
Die zweite Massnahme war die Verpflichtung des Finnen Mäkelä. Er soll statt Keita eingewechselt werden, wenn St.Gallen im Rückstand liegt und mit weiten Zuspielen doch noch die Wende schaffen will. Wie sich die Ausgangslage dadurch verändert, zeigte sich im Match gegen Luzern. In der 70. Minute kam Keita für Nater. Im Zusammenspiel mit Karanovic hatte er sofort mehrere gute Szenen. In der 79. Minute spielte er zuerst Karanovic im Strafraum frei, doch dem sprang der Ball vom Fuss. Später kam der Ball doch noch zu Keita, der sofort schoss. Es war die beste Chance der ganzen Schlussphase. In der 80. Minute nahm Saibene den glücklosen Karanovic vom Platz und brachte Mäkelä. Drei Minuten später verlängerte der Finne einen weiten Ball aus der Defensive mit dem Kopf in Richtung Keita. Wie fast immer an diesem Nachmittag, ergab sich aber auch aus dieser Aktion nichts.
Das Fazit: Keita spielte 20 Minuten, war sofort ins Spiel integriert, ihm gelangen gute Pässe und er hatte die einzige gute Torchance – weil er immer einen Sturmpartner hatte.