«Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.», unter diesem Motto sorgten einige tschechische Samisdat-Verleger wie Václav und Olga Havel, Ludvík Vaculík oder Jiří Gruntorád für die Verbreitung der verbotenen Bücher in der Tschechoslowakei.
Das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei betrachtete das geschriebene Wort als eine der größten Gefahren. Bereits vor dem kommunistischen Putsch im Februar 1948 gab es Bestrebungen des Parteiapparats, alle öffentlich verbreiteten Druckschriften unter Kontrolle zu bringen. Trotzdem liessen sich einige tschechische Samisdat-Verleger wie Václav und Olga Havel, Ludvík Vaculík oder Jiří Gruntorád nicht einschüchtern.
Wenn man durch die Bestände der Libri prohibiti Bibliothek - eines Dokumentationszentrums der Samisdat- und Exilliteratur in Prag - blättert oder es besucht (siehe Foto), staunt man, wie gross die Flut unabhängiger Ausgaben, Zeitschriften und Anthologien in der Tat war. Dabei war es lebensgefährlich verbotene Bücher zu verfielfältigen. Jiří Gruntorád, der Gründer dieser Bibliothek fing mit einem Exemplar von Charta 77 an, das er eigenhändig abgeschrieben hatte. "Später habe ich das Abschreiben organisiert, so entstand ein Untergrundverlag Popelnice (dt. Die Mülltonne), in dem die Bücher in der Auflage von 12 oder 13 Stücken herausgegeben wurden – eben so viele, wie es eine Schreibmaschine erlaubte.", sagt er. Für seine Samisdattätigkeit war er vier Jahre in der Haft.
Martin Machovec (*1956) – tschechischer Literaturkritiker, Übersetzer aus dem Englischen und Russischen engagiert sich für die Vermittlung von Samisdat- und Untergrund-Texten, vor allem von Egon Bondy, der als Vater des tschechischen Untergrunds gilt. Bondys Werke kursierten jahrelang nur im Samisdat, bis die Undergroundband The Plastic People of the Universe einige seiner Gedichte zu legendären Songs machte. Ein naher Freund Egon Bondys war der Vater von Martin Machovec, der tschechische Philosoph und Dissidenten Milan Machovec (1925-2003).
Es wird die Möglichkeit geben, einige der Samisdat-Ausgaben in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Aus diesem Grund ist die Teilnehmeranzahl begrenzt! Der Vortrag findet auf Englisch statt, Fragen können auf Deutsch gestellt werden.