, 1. Juli 2024
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Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 1

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 1: Kulturfestival, Poolbar, Skywards, Wanderbühne Tarkabarka, Openair-Kinos, Grenzgänge am Rhein, Stadtspaziergang zu Lesben und Kultur verussen.

Ein Innenhof als Schatzkiste

Kaum ist die Musik am Openair St.Gallen verstummt, beginnt am Rand des Stadtparks das nächste Musikfestival – allerdings eines, das komplett im Gegensatz zum Grossanlass im Sittertobel steht: das Kulturfestival St.Gallen. Das schöne Ambiente im Innenhof des Kulturmuseums schafft eine besondere Atmosphäre, in der auch die Konzerte eine ganz eigene Unmittelbarkeit entfalten.

Eröffnet wird das Kulturfestival am 2. Juli von Bénin International Musical, einem Kollektiv, das traditionelle Klänge mit Rock, Electro und Hip-Hop vereint. An den insgesamt 15 Tagen spielen ausserdem Acts wie der französische Elektronik-Zauberer French 79, die deutschen Folk-Zwillinge Amistat (bereits ausverkauft), die niederländischen Psych-Pop-Disco-Explosivmischer Yīn Yīn, die Berner Mundart-Rap-Legenden Chlyklass, die ihr 25. Jubiläum feiern, oder die US-Soul-Gruppe Thee Sacred Souls, die vermutlich nicht mehr in so intimem Rahmen zu sehen sein wird.

Auch lokale Bands, Künstler:innen und DJs treten am Kulturfestival auf, etwa Velvet Two Stripes, Eoghan Konstantin, Riana, Manuel Moreno, Pa-Tee oder Obliecht, ein Trio mit dem Toggenburger Hackbrettspieler Elias Menzi, den Badener Sänger und Gitarristen Donat Kaufmann (One Sentence. Supervisor) und der Zürcherin Anuk Schmelcher. Die französische Techno-Musikerin Irène Drésel schliesst das diesjährige Kulturfestival mit ihrem Gig am 20. Juli ab. (David Gadze)

Kulturfestival St.Gallen:
2. bis 20. Juli, Innenhof Kulturmuseum

kulturfestival.ch

 

Leckerbissen ennet des Rheins

Auf alle, die die Sommerferien ganz oder teilweise in der Region verbringen, wartet auf der anderen Seite des Rheins auch dieses Jahr ein besonderes Schmankerl: Vom 4. Juli bis 11. August findet in Feldkirch das Poolbar Festival statt. Im Alten Hallenbad (in der grossen Halle oder im kleineren Pool) und auf dem angrenzenden Reichenfeld (Openair) gibt es während fünf Wochen Konzerte, Filme, Lesungen, Theateraufführungen, das Poolquiz, verschiedene Workshops und viel mehr. Ab den Viertelfinals werden ausserdem die Spiele der Fussball-EM übertragen.

Das musikalische Programm enthält auch dieses Jahr diverse Highlights: The Warning, Timber Timbre, Fink, Dÿse, Calexico, Klangkarussell, Brant Bjork Trio, Faithless, die erstmals nach acht Jahren (und seit dem Tod des 2022 verstorbenen Rappers/Sängers Maxi Jazz) wieder auf Tour gehen, oder die 1975 gegründeten Reggae-Legenden Steel Pulse. Und im Poolbar-Wohnzimmer gleich beim Eingang zum Hallenbad gibt es neu die kostenlosen «Wohnzimmer Sessions» mit Karaoke, Konzerten, Open-Mic etc. Diese sollen gemäss Ankündigung «zu mehr als einer Veranstaltungsreihe werden: Sie sollen zum Treffpunkt für alle werden, die Musik, Kunst und Gemeinschaft lieben.» Genauso, wie das Poolbar Festival selbst ein solcher Treffpunkt ist. (David Gadze)

Poolbar Festival:
4. Juli bis 11. August, Altes Hallenbad und Reichenfeld Feldkirch

poolbar.at

Die Sommertipps sind illustriert mit einer Auswahl aus der Postkarten-Sammlung «OK OK – Twin Postcards» von Alberto Vieceli. Sie erschien bei Everyedition Zürich. Ein Teil der Sammlung kann auf sourcetype.com eingesehen werden.

Tanz an der Wand im Stadtpark

Mit dem grauen Klotz im Museumsviertel hat man sich in St.Gallen längst versöhnt, und nach dem Umbau sieht das Theater ja wieder aus wie nigelnagelneu. Diesen Sommer wird die Betonfassade des Paillard-Baus sogar selbst zur Bühne. Im Rahmen der diesjährigen St.Galler Festspiele zeigt die Tanzkompanie von Konzert und Theater St.Gallen zwei Stücke, die neue Perspektiven eröffnen.

In Maze, dem ersten Teil des Doppelabends, ist das Publikum aufgefordert, den Blick nach oben zu richten. Sechs Tänzer:innen wechseln in die Vertikale und bewegen sich an Seilen befestigt der Betonfassade entlang. Die Schwerkraft scheint ausgehebelt, beinahe im Zeitlupentempo schwingen die Tänzer:innen in der Luft. Der zweite Teil geht im Haus drinnen weiter. Sacre spielt mit Gegensätzen, die sich manchmal näher sind, als erwartet. Licht und Finsternis, Leben und Tod, Lärm und Stille. Wer also vor der Sommerpause noch ein letztes Mal auf den violetten Sesseln im grossen Saal Platz nehmen will, tue dies an einem der Skywards-Tanzabende. (Andi Giger)

Skywards:
2., 4. und 7. Juli, Theater St.Gallen

konzertundtheater.ch

 

Clowntheater on Tour

Die Zirkustheater-Compagnie Tarkabarka, bestehend aus Anna Kostyál-Büchel und Bálint Kostyál, frönt dem schönen Wanderleben. Seit 2016 reisen sie von Frühling bis Herbst mit ihrem Zirkuswagen zwischen Ungarn, Österreich, Bayern und der Schweiz umher und beglücken Klein und Gross mit ihrem Freiluft-Clown-Theater – und das ganz ohne Worte. Im Juli und August machen sie für mehrere Tage Halt in Schaan, Rorschach, Lichtensteig und Vaduz. Gespielt wird jeweils abends, im Programm sind drei Shows.

Das Stück Hoppaa! handelt von einer Frau und einem Mann, die plötzlich ungewollt im Rampenlicht stehen, während sie auf die Artist:innen der Wanderbühne warten; dabei erleben sie so einige Überraschungen. Im poetischen Clowntheater Kabuff dreht sich alles um eine rätselhafte Holzkiste. Und in Scheppe & Boko: The Show kämpfen Bálint Kostyál und Stefan Schäfer mit einem eigenwilligen Radiogerät, das ihre grosse Zaubershow zu sabotieren droht. Ob sie ihre Show mit der tatkräftigen Hilfe des Publikums doch noch retten können? (Corinne Riedener)

Wanderbühne Tarkabarka:
3., 4., 6. und 7. Juli, Fussballwiese beim Werkhof Schaan;
10., 12., 13. und 14. Juli, Strandpromenade Rorschach;
19. bis 21. Juli, Städlipark Flooz Lichtensteig;
15. August, Städtle Vaduz

tarkabarka.li

 

Sommerkino in Arbon, Heiden, Appenzell

Was war eigentlich zuletzt der erfolgreichste Film im Kino? The Fall Guy? Oder doch die helvetische Komödie Bon Schuur Ticino? Das «Coop Open Air Cinema» hat sie jedenfalls alle im Programm. Zu den 21 Spielstätten quer durch die Schweiz gehören auch Kreuzlingen (3. bis 28. Juli) und Arbon (12. Juli bis 17. August). Neben dem Rückblick auf das letzte Kinojahr werden Klassiker wie Dirty Dancing gezeigt oder die neue italienische Tragikomödie in Schwarz-Weiss C’è ancora domani.

Es gibt viele Argumente gegen das Freiluftkino: Die Mücken, unbequeme Sitze, Gerede im Publikum oder der Regenschauer kurz vor dem Happyend. Andererseits sind manche der Standorte schlicht perfekt für eine Freiluft-Filmvorführung und vielleicht der wichtigste Grund, überhaupt ein Ticket zu kaufen. Beispielsweise in Arbon: Hinter der Leinwand ist nur noch der See.

Dieses Standort-Argument gilt auch für Heiden. Das dortige Schwimmbad ist eine Architekturikone. Und genau dort gibt es ein Openair-Kino. Das Badi-Kino zeigt vom 5. Juli bis zum 9. August jeweils am Freitagabend einen neueren Film, darunter Dune 2 oder Bob Marley – One Love.

Streng genommen nicht in die Liste gehört das Programm «Herz und Gefühl» der Appenzeller Filmnächte (8. bis 10. August). Das Publikum sitzt nämlich in der dortigen Kunsthalle und damit unter Dach. Die Reihe startet mit Wicked Little Letters, einem Verwirrspiel um ziemlich obszöne Briefe, die an der englischen Südküste für Aufregung sorgen. (akn)

Coop-Openair-Kino Kreuzlingen:
3. bis 28. Juli, Hafenareal

Coop-Openair-Kino Arbon:
12. Juli bis 17. August, Quaianlage

open-air-kino.ch

Badi-Kino Heiden:
5. Juli bis 9. August, Schwimmbad

badi-heiden.ch

Appenzeller Filmnächte:
8. bis 10. August, Kunsthalle Appenzell

kultur-appenzell.ch

 

Tanztheater über den Rhein

Au im St.Galler Rheintal und Lustenau im Vorarlberg liegen sich nah, waren schon immer verbunden, getrennt einzig durch den Rhein, der mit Brücken und Schiffen überwunden wurde. Doch das Verbindende wurde von der Modernität zurückgedrängt: «Heute gibt es eine vor sich hin alternde Verkehrsader mit Brücke, Zoll und Autobahnanschluss für den Schwerverkehr, der zwar Autos rasch von einer Gemeinde zur anderen rollen lässt, aber zahlreiche Verbindungen zwischen Menschen gekappt hat.»

So lautet das deprimierende Verdikt der Macher:innen von Grenzgänge am Rhein – Ein performativer Spaziergang zwischen hüben und drüben. Und dagegen gilt es anzuspielen und anzutanzen. Und zwar so, wie es sich für das Feldkircher Walktanztheater gehört, an einem besonderen Ort. Der performative Spaziergang findet in Au, Lustenau, am Rhein und im Bus statt. Das Stück handelt von einer wohlhabenden Philanthropin, die Au eine grosszügige finanzielle Zuwendung ankündigt und damit auch in Lustenau Hoffnungen auf Aufschwung und andere Begehrlichkeiten weckt. Ob die Geschichte so tragisch endet wie Dürrenmatts Besuch der alten Dame, findet nur heraus, wer sich an einem der Termine um 19:50 Uhr zum Bahnhof Au begibt und am Rundgang teilnimmt. (Roman Hertler)

Grenzgänge am Rhein – Ein performativer Spaziergang zwischen hüben und drüben:
3., 4., 5. und 11. Juli, jeweils 19:50 Uhr, Bahnhof Au SG

Ausweichtermine und Reservation: walktanztheater.com

 

Stationen der St.Galler Lesbengeschichte

Auf diese Stadtführung haben wir lange gewartet. Gallus, Spitzen, Kloster, Erker – kennen wir ja mittlerweile alles auswendig. Aber wer weiss noch, wo in St.Gallen die erste Lesbenzentrale stand oder wo 1999 der Lesbenchor «Schneeweisschen und WerdeRot» einen Auftritt hatte? Äbä, gäll … Gut, dass die städtische SP im Rahmen ihrer Sommerspaziergänge auch einen zu den «historischen Orten für frauenliebende Frauen in St.Gallen» veranstaltet.

Der Spaziergang ist eine Zusammenarbeit mit lesbischen und queeren Aktivist:innen sowie solidarischen Verbündeten. An insgesamt acht Stationen stellen verschiedene Zeitzeug:innen die Geschichten zum jeweiligen Ort vor und berichten von ihren Aktivitäten damals und heute. Gestartet wird auf dem Roten Platz, wo der «Bündnerhof» in den 80er-Jahren ein wichtiger Treffpunkt für Lesben war. Der dortige Lesbentreff «Katz» war der Vorgänger der Frauenbeiz im «Engel». Beendet wird der Spaziergang mit einem Apéro beim Frauenpavillon im Stadtpark. Dieser befindet sich übrigens ganz in der Nähe des Orts, wo der Lesbenchor damals aufgetreten ist … Wo könnte das wohl gewesen sein? (Corinne Riedener)

 

Italodisco, Patti Basler und Ester Poly

Viertelfinal hin oder her, am ersten Juli-Wochenende wird Sportgrossveranstaltungen getrotzt. (Das wäre sowieso etwas, das man sich für diesen Sommer vornehmen kann.) In Lichtensteig ist dann nämlich wieder «Kultur verussen». Mit einem Konzert von Funkesprung beginnt das Festival im Garten beim Chössitheater. Danach geht es auf der anderen Seite der Thur auf dem Rathausplatz mit Patti Basler weiter. Die Kabarettistin weiss, wie man Politiker:innen grillt, Pointen reimt und Preise abstaubt. Nach ihr gibts knackigen Dark-Wave-Synthpop mit Karl Kave & Durian sowie Italodisco mit Umbria-Ursi und Adria-Ale.

Am Samstag kann man im Innenhof der ehemaligen Fabrik Stadtufer einen Workshop bei Susanne Roth von der Jungen Bühne Toggenburg besuchen. «Wie tanzt der Sommer?», lautet die Frage, die dort erforscht werden will. Der Kunstspaziergang wird dieses Jahr durch Werke von Gisa Frank, Urban Mäder und Marlies Pekarek erweitert, am Samstag ist Vernissage auf dem Rathausplatz. Dort treten am Abend Obliecht und Ester Poly auf, danach Disco Disco mit Coup à Deux. Zum Abschluss am Sonntag gibts Poesie auf dem Teppich: Gemeinsam wird mit einer Tufting-Pistole ein Teppich gestaltet und danach Poesie gehört. Von wem, wissen wir auch nicht. (Andi Giger)

Kultur verussen:
5. bis 7. Juli, diverse Orte in Lichtensteig

rathausfuerkultur.ch

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