Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 5

Nachwuchsmekka Lustenau
Die Szene-Booking-Crew weiss es schon lange: Man muss keine teuren Acts einfliegen, um ein halbwegs zeitgemässes Lineup auf die Beine zu stellen, das für alle etwas auf dem Zettel hat. Erklärtes Ziel des sympathischen Vorarlberger Openairs ist es, das regionale Musikschaffen zu fördern und dessen Vielfalt zu zeigen. Seit 34 Jahren stehen nebst internationalen Headlinern immer auch zahlreiche regionale Acts auf den Mainstages. Und dieses Jahr gibt es für den Vorarlberger Musiknachwuchs noch eine zusätzliche Auftrittsmöglichkeit: Gemeinsam mit Lehrlingen hat die Holzbauzunft einen Pavillon gebaut, wo zehn junge Acts niederschwellig ihre Musik vorstellen können. Der Andrang war so gross, dass am Schluss das Los entscheiden musste, wer im Pavillon auftreten darf.
Szene Openair: 1. bis 3. August, Alter Rhein Lustenau
Die drei grossen Headliner dieses Jahr heissen Flogging Molly, Wanda und Electric Callboy. Wäre jetzt auch noch ein Act dabei, der nicht rein männlich ist, wäre das Lineup gleich noch ein wenig zeitgemässer. Das wars aber auch schon mit der Kritik, hier also drei Tipps: Leila kommt aus Bern und hat ihre ersten Live-Schritte als Tourgitarristin bei Jeans for Jesus gemacht, dann holte sie ihr eigener Erfolg ein. Felix Dautzenbergs alias Berq aus Hamburg wollte nach dem Abi eigentlich an die Popakademie, wurde dann aber ohne diesen akademischen «Umweg» zu einem der derzeit interessantesten Liedermacher. Ob HoodBlaq Musik studiert haben, ist unklar. Die sechs Rapper aus Ludwigshafen machen aus ihrer Identität ein Geheimnis. Nicht aber aus ihren Struggles. Sie brettern eine düstere Strassenhymne nach der anderen raus und posieren auch gerne mal vermummt vor dem AfD-Büro oder der Agentur für Arbeit. (Corinne Riedener)

Die Postkarten-Sammlung «OK OK – Twin Postcards» von Alberto Vieceli erschien bei Everyedition Zürich. Ein Teil der Sammlung kann auf sourcetype.com eingesehen werden.
Luxus in Klein Sibirien
Wer vom Trogner Dorfzentrum 50 Minuten zu Fuss in Richtung Gäbris wandert, erreicht Klein Sibirien. Zu sehen gibts da grüne Wiesen und Mischwälder, zu hören ist ein Bächli, das das Töbeli hinabfliesst. Im August ist da jedoch noch mehr: Zum fünften Mal findet im sonst eher verlassenen Tal oberhalb von Trogen das Siberian Summer Festival statt.
Siberian Summer Festival: 1. bis 10. August, Klein Sibirien oberhalb Trogen
Mit Alphorn, Banjo, Didgeridoo, Maultrommel, Sousaphon, Synthesizer oder mit einem Waschbrett wird musiziert, kaum ein Musikinstrument fehlt im Programm des zehntägigen Festivals. Und auch wenn die Musik im Vordergrund steht, geht es in Klein Sibirien eben auch darum, Wissen auszutauschen, gut zu essen, sich nach Lust und Laune zu verkleiden oder einfach einen Nachmittag in der Hängematte zu liegen. Luxus bedeutet in Klein Sibirien halt etwas anderes. If you know, you know. Nicht exklusiv, aber am Ende ist das Publikum am Siberian Summer Festival eben doch wie eine Familie. (Andi Giger)
Do-it-yourself in Reinform
Seit 2021 ist das Bündner Dorf Bonaduz auf der Schweizer Festivalkarte zu finden. Auch dieses Jahr findet dort am ersten Augustwochenende das Rapid Openair statt, das Nachfolgefestival des Openairs Hohen Rätien. An zwei Tagen gibt es auf der Waldlichtung neben dem Tennisplatz Konzerte der kanadischen Garage-Psych-Band Wine Lips, der Berner Hip-Hop-Combo Etoclit, des Berliner New-Wave-Pop-Trios Shybits, der Berliner Noise-Punks Dÿse und anderen.
Rapid Openair: 2. und 3. August, Bonaduz (beim Tennisplatz)
Das kleine und feine Festival, das auch von vielen Familien besucht wird, stellt das OK von A bis Z selbst auf die Beine. So werden etwa die Holzelemente für die Bühne, das Kassenhäuschen, die Bar oder die Küche von einem OK-Mitglied selber geschreinert. Das OK trifft sich eine Woche vor Festivalbeginn, zeltet gemeinsam auf dem Gelände und baut die ganze Infrastruktur selber auf. Mehr Do-it-yourself-Attitüde geht gar nicht. (Andi Giger)