, 23. Oktober 2020
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Es lebe der Budenschwung!

Ein Künstlerinnenkollektiv nutzt den Haushalt als Quelle der Inspiration und plakatiert die Konstanzer Innenstadt, zu sehen ab Sonntag. Ergänzt wir die Ausstellung «It’s only Haushalt» online.

Veronika Fischer: Liberta. (Bilder: pd)

Ausserhalb von politischen Debatten ist der Haushalt das wohl am stiefmütterlichsten behandelte Thema überhaupt. Alle haben einen, alle machen einen, aber eingehend über den Budenschwung geredet wird selten.

Erst recht niemand dreht einen Film über Dreckwäsche, keiner komponiert eine Staubsauger-Sinfonie, keine entwirft die Choreografie zu verspritztem Babybrei auf Laminatboden. Und wenn die Hausarbeit mal in den Medien ist, dann hochglänzend und am besten mit Hashtag versehen, #wasteseparation, #bedfreshlymade usw.

Aber könnte der Haushalt nicht auch als Quelle für Inspiration genutzt werden?, fragt nun ein kreatives Kollektiv am Bodensee zu Recht. «Könnte die viele Zeit nicht auch als wertvolle Investition gesehen werden? Können wir den Stellenwert von Hausarbeit durch einen anderen Blickwinkel umwerten?»

Mit diesen Fragen bzw. Zielen beschäftigen sich die Kreuzlinger Künstlerin Anna Appadoo, die Konstanzer Autorin Veronika Fischer und die Berliner Illustratorin Frollein Motte. Gemeinsam plakatieren sie im Oktober die Konstanzer Innenstadt.

Anna Appadoo fertigte Collagen aus Gegenständen der Hausarbeit und setzt diese in ein romantisches Licht. Entstanden sind ulkig bis kitschige Nippsachen, die an Talismane, Tand und kleine Schreine erinnern.

Anna Appadoo: Spülschaum

Veronika Fischer hat die Rolle der (Haus-)Frau in der Kunstgeschichte neu interpretiert. «Frauen in der Kunst werden entweder lieblich oder heroisch dargestellt und inszeniert», erklärt sie. «Damit wollte ich brechen, also gab ich ihnen Putzwerkzeuge in die Hand.» Die ikonischen Bilder ihrer Schafferinnen hat sie mit Texten aus Putzratgebern, Werbeslogans und Revolutionsgedanken kombiniert.

Ergänzt werden Fischers und Appadoos Plakate mit Comics von Frollein Motte, unter anderem ist da zu lernen, wie «Muttitasking 2.0» funktioniert, nämlich mit mindestens sechs Armen, einem Glas Rotwein und frischen Gurken, Brusthaarkraulen und Babyarschpudern.

Abgerundet wird das Projekt Online, mit Beiträgen aus dem Instagram-Projekt «Kitchen Planets», das andere Sichtweisen auf das Haus- haltsuniversum öffnet. Alle können mitmachen @kitchen-planets.

Mehr als ein triftiger Grund also, um für einmal nicht ennet der Grenze zum Billigshoppen zu gehen, sondern sich aus purem Vergnügen mit den öden Dingen des Alltags zu beschäftigen.

«It’s only Haushalt»: ab 25. Oktober, in der Konstanzer Innenstadt und auf its-only-haushalt.de

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