, 27. September 2013
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Saiten spricht über Missbrauch

Ein Heft über Opfer und Täter, alte und neue Formen der Gewalt. Und darüber, wer hilft.

Fall Adeline M., Fall Carlos: Die Schweiz debattiert über Gewalttäter. Es sind die grausamen, die spektakulären Taten, welche die Öffentlichkeit erregen. Täter im Scheinwerferlicht, die Volksseele in Aufruhr, Experten im Medien-Dauereinsatz – hinter all dem steht je nach Temperament das Entsetzen oder das «Schon immer gewusst» über die Grausamkeit, die im Menschen steckt, über die dünne Zivilisationshaut und wie schnell sie reissen kann.

Diese Ausgabe von Saiten beschäftigt sich mit dem Thema Gewalt. Aber im Vordergrund stehen nicht die lautstark verhandelten Fälle, sondern die Dramen abseits der öffentlichen Wahrnehmung, die Geschichten aus dem Schattenbereich des Alltags, die Geschichten, die nicht in Genf und nicht in Hollywood spielen, sondern hier in der Ostschweiz. Zwei Frauen berichten im Titelbeitrag von jahrelangem sexuellem Missbrauch in ihrer Kindheit und von der peinigenden Verarbeitung ihres Traumas nach Jahren des Schweigens.

Weniger dramatisch, aber manchmal nicht minder existentiell sind die Erfahrungen von Jugendlichen mit Cyber-Mobbing und anderen «zeitgemäss» elektronischen Formen der psychischen Gewaltausübung – Julia Kubik hat sich umgehört. Harry Rosenbaum beleuchtet die Täterseite (die selbstverständlich auch eine Täterinnenseite sein könnte), Rolf Bossart leuchtet den Opferbegriff religionsgeschichtlich aus.

Schliesslich die Frage, ob unsere Gesellschaft immer mehr zu Gewalt neigt – wir stellen sie Brigitte Huber und Urs Edelmann von der Stiftung Opferhilfe SG-AR-AI. Der Zusammenarbeit mit dieser Institution verdankt sich dieses Saiten-Heft. Die Opferhilfe wurde vor zwanzig Jahren gegründet; das Jubiläum gab den äusseren Anstoss zu einer Kooperationsnummer. Saiten bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Opferhilfe für die vielfältigen Hinweise, Informationen und Hintergründe.

Weiter in diesem Heft: sieben Seiten zum Bücherherbst, mit Neuerscheinungen und mit einer Lobrede auf eine Bücher-Institution – die Genossenschaftsbuchhandlung Comedia in St.Gallen, die ihr 30-Jahr-Jubiläum begeht. Zwanzig Jahre, dreissig Jahre: Runde Geburtstage soll man feiern. Vor allem wenn sie Leute betreffen, die mit ungebrochenem Enthusiasmus an der Vision einer friedlichen Gesellschaft arbeiten.

Peter Surber und Corinne Riedener

 

DER INHALT:

REAKTIONEN

POSITIONEN
Blickwinkel von Jiajia Zhang
Redeplatz mit Raphael Bucheli
Einspruch von Ursula Taravella
Stadtlärm von Andreas Kneubühler
Nachrufe: auf die Solidarität, die Ledi, das Thaiboxen

OPFER UND TÄTER
Du kannst. Nicht.Weg.
Zwei Frauen sprechen über ihren Missbrauch in der Kindheit und die Auseinandersetzung damit.
von Corinne Riedener

Bomben entschärfen
Wie Täter ticken: Fachleute berichten aus ihrer Erfahrung mit gewalttätigen Männern.
von Harry Rosenbaum

Sägez mer doch is Gsicht!
Berufsschülerinnen und -Schüler erzählen vom «Cybermobbing-Space».
von Julia Kubik

Die Logik des Opfers
Annäherung an einen schwierigen Begriff.
von Rolf Bossart

«Dort, wo man sich kennt, passiert es»
Ein Gespräch mit Brigitte Huber und Urs Edelmann von der Opferhilfe SG-AI-AR.
von Peter Surber

PERSPEKTIVEN
Flaschenpost von Andrea Reinwald und Manuel Kuster aus Portugal
Vorarlberg
Rapperswil-Jona
Schaffhausen
Thurgau
Stimmrecht von Gyatso Drongpatsang

INTERVIEW
«Wir sind ja gerade erst angekommen»
Die Architekten Peter Hutter und Ivo Barão sprechen über ihren Umzug nach St.Gallen, den gescheiterten Kulturplatz und den Bibliotheksumbau.
von René Hornung

KULTUR

Bücherherbst: Alte Hasen und neue Bücher, ein Lob auf die Comedia, Romane von Gregory McDonald, Martin Hamburger und Gerold Späth, Krimis der anderen Art, Alpleben – und eine Architektur-Website

Theater: Die Kellerbühne erinnert an Clément Moreau.
von Peter Surber

Film: Kaboom-TV geht nächstens auf Sendung.
von Corinne Riedener

Kunst: St.Gallen zeigt das heftige Werk von Mona Hatoum.
von Kristin Schmidt

Musik: Unterwegs mit Pedro Lehmann
von Claudio Donati

Weiss auf Schwarz: Kniescheiben wegschiessen.
von Etrit Hasler

KALENDER

ABGESANG
Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Charles Pfahlbauer jr.

BOULEVARD

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