, 30. August 2013
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Saiten sucht Meienberg

Ein Heft auf den Textspuren von Niklaus Meienberg im Hier und Heute. 

Es gab schon einmal ein St.Galler Magazin, das sich Niklaus Meienberg widmete: die 27. Ausgabe der «Noisma»-Zeitschrift von 1991. Er hatte gerade den Kulturpreis der Stadt erhalten und «Noisma» schickte Fragen zu Meienberg an sechzehn Männer (!), Politiker, Kulturschaffende, Wirtschaftler. Es antworteten zwei: Richard Butz und Hans Fässler. Ruth Erat, Mitherausgeberin von «Noisma», sinnierte daraufhin, warum niemand über Meienberg schreiben wolle, und meinte: «Vielleicht, weil N.M. lebt. Und zu Lebenden, da äussert man sich besser nicht. Jedenfalls nicht schriftlich». Erat empfahl als Therapie gegen solche Schreibängste eine «Besinnung auf das, was in einem individuellen Leser vorgeht bei Texten von N.M.». Und am Ende bleibe doch dies: «Schreiben über N.M. – eine Mutprobe».

Jetzt ist Meienberg seit zwanzig Jahren tot. Es wird viel über ihn geschrieben, noch mehr geredet, erinnert, psychologisiert. Die Ausstellung im Kulturraum am Klosterplatz St.Gallen empfiehlt, ganz im Sinne Erats, ein Wiederentdecken seiner Texte. Und Saiten? Wir folgen Meienbergs (Text)-Spuren in die Ostschweizer Gegenwart. Auf das Saurer-Areal nach Arbon. Stellen Fragen zum Nichtverhältnis zwischen Meienberg und der HSG, blicken kritisch auf Meienbergs festgeschriebenes Frauenbild und besuchen die Strasse, die seinen Namen trägt. Und wir reden mit Stefan Keller, dem Ausstellungsmacher und Freund Meienbergs, und fragen ihn zurück: «Warum Meienberg?» Eine Antwort darauf hat uns Hans Fässler, der «Das Schmettern des Hahns» schon immer gern hörte, geschickt:

Lessing über Klopstock (1752):

Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? Nein.
Wir wollen weniger erhoben
und fleissiger gelesen sein.

Fässler über Meienberg (2013):

Wer wird nicht «unsern Niklaus» loben?
Doch wird man auch so handeln? Nein.
Es sollte weniger erhoben
und fleissiger agitieret sein.

Ausserdem: Kunst, die unter die Haut geht, Liechtis Film und Stahlbergers «Zeug». Und der Kampf um Land in Kenia. 

Andrea Kessler und Peter Surber

PS: Mit diesem Heft und mit der Reportage aus Kenia (S. 42) verabschiede ich mich von Ihnen und hoffe, Sie hatten beim Lesen dieses wunderbaren Magazines eine so gute Zeit, wie ich beim Machen desselbigen. Mein Ruder im Redaktionszweier übernimmt die Journalistin Corinne Riedener. Ich wünsche ihr und auch Ihnen alles Gute. Und agitieren Sie fleissig! – Andrea Kessler

 

INHALT

Der Wechsel

POSITIONEN
Blickwinkel von Daniel Ammann
Einspruch von Manuel Lehmann
Redeplatz mit Koni Bitterli
Stadtlärm
Good News
Bad News
Unlängst im Sittertobel
Damals in Neuchlen-Anschwilen

N.M.

«Die Schweiz hatte damals eine selbstzufriedene Beton-Oberschicht»
Ein Gespräch mit Stefan Keller über Niklaus Meienberg. von Peter Surber

Wendehammer retour. Eine kritische Besichtigung der Meienbergstrasse.
von René Hornung

Die Phallokraten-Rückstände im souveränen Körper. Beim Schreiben über Frauen verwechselte Meienberg manchmal Zurschaustellung mit Poesie.
von Bettina Dyttrich

Weltbilder und Schlachtfelder. Zwischen Meienberg und der HSG herrschte ein Nicht-Verhältnis.
von Peter Müller

Saurer-City, HRS-City. Wie es heute um Arbon steht, dreissig Jahre nach Meienbergs Besuch.
von Peter Surber

PERSPEKTIVEN
Rheintal, Toggenburg, Winterthur und Appenzell IR

Stimmrecht.
von Gyatso Drongpatsang

REPORT

Der Kampf um Land. In Mombasa lassen sich die Bauern nicht mehr so einfach das Land wegnehmen.
Text und Bilder von Andrea Kessler

KULTUR

Eine Lilie für Billie Joe. In Schaffhausen hat sich Diana Zucca unter die Nadel eines polnischen Störtätowierers begeben. Ein Erfahrungsbericht.

Literatur: Manuel Stahlbergers «Zeug».
von Andrea Gerster

Musik

Film: Peter Liechtis «Vaters Garten».
von Marco Kamber

Theater

Weiss auf Schwarz.
von Tim Kramer

KALENDER

ABGESANG

Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Charles Pfahlbauer jr.
Boulevard

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