, 11. Juli 2013
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Etwas zwischen Probenraum und KKL

Das Klanghaus Toggenburg ist auf dem Weg. Bisher wurde im Hintergrund gearbeitet, jetzt gehen die Promotoren an die Öffentlichkeit und werben für das 28-Millionen-Projekt. Informationen von  Michael Hug.

Was lange währt, währt noch ein Weilchen, bis es gut wird. Von der Idee im Kopf von Peter Roth bis heute sind gute zehn Jahre vergangen, und vom Klanghaus am Schwendisee oberhalb Wildhaus existiert – immerhin schon ein Modell, aus Balsaholz und Karton, dazu Pläne. Unlängst hat sich jetzt eine IG gegründet, die sich für die Realisierung einsetzt: für einen Klangtempel, der dereinst Musik- und Gesangsgruppen, Chören und Orchestern aussergewöhnliche Arbeits- und Forschungsräume bieten soll. An der Stelle des heutigen «Seegüetli» soll ein Raum entstehen, der Klangerfahrungen in all ihren akustischen, körperlichen, wissenschaftlichen und auch spirituellen Ausprägungen ermöglicht.klanghaus3

Der Bau des Zürcher Architekturbüros Meili und Peter, Resultat eines Thesenwettbewerbs, kostet 28 Millionen Franken, zur Hälfte für das Gebäude und für die technische Ausrüstung und die Umgebung. Innen- wie Aussengestaltung stellen Architekt wie Bauherrschaft (der Kanton St.Gallen mit der Stiftung Klanghaus Toggenburg) vor grosse Herausforderungen. Innen soll das Haus dem Klang gerecht werden – das erfordert Technik, Akustik, Flexibilität und Funktionalität in Perfektion. Aussen muss das Haus den Ansprüchen des Orts und seiner Bewohner, der Natur- und Heimatschutzverbände und des Tourismus gerecht werden.

Rolf Züllig, Gemeindepräsident von Wildhaus und Promotor des Projekts, sagt: «Es wird etwas zwischen Probenraum und KKL Luzern.» Das Klanghaus soll möglichst vielen Menschen zugänglich sein, anderseits, so Züllig, darf es unter keinen Umständen zu einer Kathedrale des Massentourismus werden. 40 000 Touristen besuchen jedes Jahr bereits den Klangweg mitseinen tönenden Installationen, aber das Klanghaus am ökologsisch sensiblen Schwendisee sollen sie möglichst nur von aussen sehen. Eine Weiche dazu wurde bereits gestellt: Das Klanghaus erhält kein Hotel, kein Massen-Restaurant und keine öffentlichen Parkplätze. «Zum Klanghaus wird man nicht mit dem Auto hinfahren können», sagt Züllig, «wir haben 3 000 Parkplätze im Tal.»

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Die Kultur-Leuchttürme des Kantons sind geografisch auffällig gleichmässig verteilt: Lokremise St.Gallen, Zeughaus Rapperswil und Schloss Werdenberg. Das Klanghaus, der vierte Turm im magischen Geviert, durchläuft zurzeit die Projektphase. Es soll bis Ende 2014 ins Kantonsparlament kommen und 2015 vors Volk. Wenn er dann bestenfalls im Jahr 2017 steht, sollen auch Private finanziell dazu beigetragen haben. Fünf Millionen wolle er von Mäzenen auftreiben, sagt Regierungsrat und Stiftungspräsident Martin Klöti. Hinzu kommen Betriebskosten von 450 000 Franken pro Jahr. Dazu Züllig: «Dies sollte man als Impuls zur Wertschöpfung in dieser Region sehen.» Ein Impuls, der zu 40 Prozent aus dem Lotteriefonds kommen wird und zu 60 Prozent aus dem Staatshaushalt. Über beide wacht der Kantonsrat, der eben erst im Juni entschieden hat, der Klangwelt Toggenburg den Staatsbeitrag um 60 000 Franken zu kürzen.

Klangwelt Toggenburg ist jene Organisation, die seit zehn Jahren im «Seegüetli» Kurse in Klang- und Stimmerfahrung anbietet, die Klangschmiede und den Klangweg betreibt und dereinst das Klanghaus mit Inhalten füllen möchte. Auch hier wieder die magische Vier: Klangwelt, Klangweg, Klangschmiede und Klanghaus. So hatte es Peter Roth, der einstige Primarlehrer aus St.Gallen, der im Obertoggenburg heimisch und hier zum schweizbekannten Komponisten geworden ist, im Jahr 2002 der Öffentlichkeit vorgeträumt. Der Traum könnte jetzt, mit gemeinsamer Kraft aus der Region und aus dem manchmal etwas fernen St.Gallen, wahr werden. Daran will die IG Klanghaus Toggenburg arbeiten, denn: «Wenn wir es nicht bauen, bauen es andere», sagt Rolf Züllig.

Visualisierungen: Meili, Peter Architekten Zürich.
Mehr Informationen: klanghaustoggenburg.ch

 

 

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