, 1. August 2018
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Mehr als nur ein Silo

Am Wochenende findet in Wil zum dritten Mal das Festival «Fête de Lion» statt – erstmals an zwei Tagen. von Marcel Hörler

Feiern im Schatten des Silos: Fête de Lion 2016. (Bild: pd)

2014 wurde die «Fête de Lion» zum 25. Geburtstag des Gare de Lion mit den Worten «Gut gebrüllt, Löwe! 25 Jahre Kultur beim Wiler Silo» ins Leben gerufen. Der Silo, ein unübersehbarer Betonturm beim Bahnhof Wil, mimt dabei die Kulisse und verleiht dem Festival, zusammen mit den Geleisen auf dem Gelände, eine urbane Note.

Musikalisch versprechen die Veranstalter ein «Festival für Musikliebhaber» und holen dafür 14 Acts nach Wil, also gleich viele wie vor zwei Jahren, aber verteilt auf zwei Tage. Gestartet wird am Freitag mit einer «Electronic Warmup-Party» mit lokalen Grössen.

Der Samstag ist für die Konzerte reserviert. Mit Weval 
wird ein Duo die Bühne betreten, das mit atmosphärischen Synthie- Hooks und treibenden Clubbeats aufwartet. Ähnlich glatt, aber anders wird es mit Panda Lux, Xul Zolar und Mynth.

 

Erstere, die mit ihren neuen Songs der EP Zoo im Vergleich zu ihren bisherigen Produktionen viel Frische zeigen (liegt es daran, dass sie nicht mehr bei einem Label unter Vertrag stehen?), stellen sich mit ihren improvisierten Einlagen jeweils gleich selbst unter Beweis, und zweitere, eine vierköpfige Band aus Köln, werden mal melancholisch, mal zart den Betonturm in einen flauschigen Pappkarton verwandeln.

Auf die dritten, die Zwillinge aus Wien, deren neuestes Werk Echo an Ätna erinnert, aber weniger jazzig und dafür umso souliger wirkt, kann man ebenso gespannt sein wie auf Dachs. Zweifelsohne werden die zwei St.Galler mit dem Selecta Automat ordentlich Lokalkolorit auf die Bühne bringen und dem Publikum ein klangvolles Colafröschli servieren.

3. und 4. August,
Gare de Lion in Wil
fetedelion.ch

Sorgloser und mit dem Debutalbum Auf Entspannt im Gepäck, das es auf Platz sechs der Deutschen Album-Charts geschafft hat, kommt Estikay daher. In den Tracks des Hamburgers mit Ringen an den Fingern und Kettchen um den Hals geht es – nein, nicht nur um Kodein – um junge Frauen, Bitcoins und um gebrochenes Deutsch. Ebenfalls aus Hamburg: Kettcar, die nicht wie Tides of Man aus Florida gänzlich auf Gesang verzichten.

 

Eine Formation, die sich so gar nicht in die bisher genannten Bands einordnen lässt, nennt sich Šuma Čovjek und verschmilzt genüsslich Elemente aus Polka, Brass und Balkan-Beats. Zu guter Letzt wäre da noch eine Band, deren Name spätestens seit den unzähligen britischen Award-Nominationen ein Begriff ist: Wolf Alice.

Alles in allem ein solides Programm. Was enttäuscht, ist die magere Anzahl von Frauen auf der Bühne. Gerade mal zwei schaffen es dieses Jahr ans «Fête de Lion». Und so ist es denn auch die charismatische Ellie Rowsell von Wolf Alice, die dem Festival diesbezüglich aus der Gendermisere hilft.

Wenn sich das Festival als qualitativer «Fixstern» in der Schweizer Festivallandschaft etablieren will, sollten die Veranstalter in den nächsten Jahren noch einiges an weiblichem Potential ins Musikprogramm bringen. Das wird schon!

SommerheftDieser Beitrag erschien im von Saiten.

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