, 5. April 2013
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Widerstand gegen Linienkürzung

Deutliche Reaktion aus dem Thurgau.  Jetzt will sich auch die Thurgauer Kantonsregierung dafür einsetzen, dass der 200er-Bus weiterhin ins St. Galler Stadtzentrum fährt. 

 

ÖV-Benützerinnen und -Benützer aus dem oberen Teil des Kantons wehren sich gegen die geplante Kappung der Postautolinie 200 Arbon – Roggwil – St.Gallen. Die Verbindung soll ausserhalb der Pendlerzeiten nur noch bis Wittenbach geführt werden. Kanton und Stadt St.Gallen wollen eine der erfolgreichsten Postautolinien der Schweiz verstümmeln. Ausserhalb der Rushhour sollen Reisende aus dem Oberthurgau, insbesondere aus den Gebieten Arbon, Stachen und Roggwil, auf halbem Weg in Wittenbach auf die S-Bahn oder auf die Postautolinie 203 Wittenbach – St.Gallen umsteigen und ihre Reisezeit mit einer zusätzlichen Schlaufe durch den Ort verlängern. Geplant ist der Serviceabbau auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2014.

Damit wollen Kanton und Stadt St.Gallen einerseits das «Überangebot an Buslinien zwischen Wittenbach und St.Gallen» abbauen und die «Strassen auf Stadtgebiet entlasten». – Kein Verständnis dafür hat die Thurgauer Regierung. Sie schreibt in der Antwort auf eine einfache Anfrage im Kantonsparlament: «Der Regierungsrat, die Abteilung Öffentlicher Verkehr/Tourismus sowie die Gemeinden Arbon und Roggwil sprachen sich in mehreren bisherigen Verhandlungen energisch gegen das Kappen der Buslinie Arbon – St.Gallen in Wittenbach aus, mit der Begründung, dass ein Umsteigen auf einer so kurzen Distanz nicht kundengerecht sei. Zur Erreichung des angestrebten Verlagerungsziels sind nach Thurgauer Auffassung für das Nebenzentrum Arbon vier umsteigefreie Verbindungen pro Stunde zwischen Arbon und St.Gallen anzubieten.»

Die Ziele des Agglomerationsprogramms St.Gallen/Arbon – Rorschach könnten nur mit einer umsteigefreien Postautolinie ins Zentrum St.Gallen erreicht werden. Und nur so könnten die Gemeinden im Einzugsgebiet dieser Linie ihre Attraktivität beibehalten und erhöhen, schreibt die Thurgauer Regierung weiter. Sie will sich im Lenkungsausschuss der Agglomeration St.Gallen/Arbon-Rorschach dafür einsetzen, dass die Linie 200 weiter ins Zentrum von St.Gallen bis zum Bahnhof verkehrt.

In der einfachen Anfrage von Peter Gubser (SP) und Stephan Tobler (SVP) wird hervorgehoben, dass die direkte Postauto-Verbindung nach St.Gallen nicht nur eine Alternative zum Auto, sondern auch die günstigere, ökologischere und schnellere Verbindung zur Arbeit und zum Einkaufen ist. Der grosse Erfolg der Linie 200 liege darin, dass viele Thurgauerinnen und Thurgauer ohne Umstieg vom Wohnort zum Zielort gelangten, heisst es weiter in der einfachen Anfrage.

«Wir sind der Meinung, dass der Bus noch nicht abgefahren ist», sagt Peter Gubser zu Saiten.ch über den Serviceerhalt auf der Postautolinie 200. «Sollte die Verbindung gekappt werden, gibts einen Volksaufstand in der Region.» Gubser erhielt seinen Angaben zufolge viele positive Reaktion auf die einfache Anfrage, darunter seien auch solche aus der Stadt St.Gallen, sagt der Thurgauer Kantonsrat.

Die geplante Kappung der Linie 200 ärgert auch die Gemeinde Berg auf St.Galler Boden. Der Gemeinderat äusserte sich zur Buskonzeptstudie Arbon – St.Gallen dahingehend, dass er mit der Aufhebung des bewährten und gut genutzten bisherigen Angebots keinesfalls einverstanden sein könne. Ein Umsteigen auf die S-Bahn verlängert einerseits die Fahrzeit und andererseits wollen viele  gar nicht erst beim Hauptbahnhof, sondern beim Marktplatz oder schon Stationen vorher aussteigen. Auch Kulturorte wie Stadttheater, Tonhalle und Museen sind mit dem 200er-Bus bequemer zu erreichen als mit der Bahn.

Kanton und Stadt St.Gallen setzen pragmatisch auf die S-Bahn. Der Zug soll die Leute in die City bringen. Das S-Bahn-Netz wird daher auf 2014 noch erweitert. Die Südostbahn beispielsweise investiert Millionen von Franken in den Ausbau der Infrastruktur auf der Strecke St.Gallen – Egnach, an der Wittenbach liegt.

In Arbon ist auf Ende 2014 ein Ortsbus geplant. Als Ergänzung dieses Netzes ist auch eine Schnellbusverbindung von Arbon nach St.Gallen vorgesehen. Sie führt nicht durch die Dörfer, sondern über die Autobahn nach St.Gallen-St.Fiden und St.Gallen Hauptbahnhof.

Bis Ende Jahr werden jetzt verschiedene Angebotsvarianten geprüft, die in ihrer Wirkung und bezüglich Kostenfolge bewertet werden müssen. Dann entscheiden die beiden Kantone St.Gallen und Thurgau unter Berücksichtigung der Stellungnahmen der betroffenen Gemeinden welches Linien- und Fahrplanangebot ab Dezember 2014 zwischen Arbon und St.Gallen eingeführt werden soll. Hier den Konsens zu finden, wird nicht leicht sein.

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