, 12. Juli 2016
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Körperlandschaften in Bregenz

Das kanadische Künstlerinnenduo «Feminist Land Art Retreat» plakatiert die Bregenzer Wartehäuschen mit Schlamm und nackter Haut. von Nina Keel

Feminist Land Art Retreat, Treatment 6-7 Installationsansicht Last Resort, KUB Billboards 2016 (Bild: Markus Tretter)

Im Sommer, unterwegs nach Bregenz, kann es auch Kunstfreunden passieren, dass es eigentlich zu sonnig und schön ist fürs schöne Kunsthaus. Vielleicht nähert man sich ihm, doch setzt sich erst einmal ins Café davor unter die Sonnenschirme. Wenn nach dem Kaffee auch ein Eis gegessen ist, und es einen noch immer nicht hineinzieht ins KUB, dann ist es definitiv Zeit fürs Erkunden anderer Orte in Bregenz.

Ein solcher könnte der Thurn- und Taxis-Park mit seinem vielfältigem Baumbestand hinter dem gleichnamigen Künstlerpalais sein. Den erreicht, wer die Altstadt bis zuoberst hochgeht. Auf dem Weg dorthin lohnt sich auch ein Abstecher zum barocken Martinsturm mit seinem imposanten Zwiebeldach, in dem einst Getreide aufbewahrt wurde.

Für Flaneurinnen und Flaneure wäre wohl die Seepromenade, die am auf Stelzen stehenden Seepavillon vorbeiführt, ein anderer naheliegender Ort zur Erkundung. Doch wenn das alles zu lieblich tönt, dann empfiehlt sich ein Spaziergang entlang der Seestrasse. Hier befinden sich die sieben grossflächigen Rückseiten von Wartehäuschen – der spannende (Un-)Ort der Plakatausstellungsreihe des KUB (unmittelbar davor kann auch parkiert werden).

Bis zum 25. Juli werden hier die quadratischen Flächen vom kanadischen Künstlerinnen-Duo Feminist Land Art Retreat bespielt. Es hat sich 2010 zusammengetan und bereits für seine erste Arbeit mit dem Medium Plakat gearbeitet. Damals nahmen sie Bezug auf die Werke amerikanischer Land Art-Künstler und speziell auf Robert Smithson: Dieser hat 1970 in einem Salzsee in Utah eine mehrere hundert Meter lange Spirale aus Basalt, Kalkstein und Schlamm geschaffen, die noch heute sichtbar ist.

 

Feminist Land Art Retreat haben in ihrem Erstlingsplakat 2010 einen fiktiven Ausflug oder Rückzug (Retreat) mit einer auf den Kopf gestellten Luftaufnahme von Spiral Jetty – so der Titel von Smithsons Werk – angekündigt.

Feminist Land Art Retreat: bis 25. Juli, Seestrasse Bregenz
kunsthaus-bregenz.at

Die Plakate in Bregenz handeln auch von einem möglichen Retreat: Sie liebäugeln mit Werbung für Wellness-Retreats und brechen die dafür bekannte Bildsprache gleichzeitig dezidiert auf. Statt passiven Frauenrücken und warmen Stimmungslicht-Aufnahmen gibt es jede Menge Schlamm zu sehen sowie ein Modell, das einen mit ernstem, direktem Blick anschaut.

Zu den Treatments 1–7 – so die Bezeichnung der einzelnen Plakate – gehören einige Detailaufnahmen von Körperteilen, in denen Mensch und Natur zu verschmelzen scheinen: Die Haut und somit der menschliche Körper wird zum Medium, auf das Schlamm aufgetragen wird. Durch die natürlichen Erdmaterialien erwecken die bemalten Arme und Beine den Eindruck von Landschaften, was durch das Eingebettetsein der Plakatwände in eine Baumreihe verstärkt wird. Zugleich wirken die Körperteile – abstrahiert durch die dunkelgraue Bemalung – mitunter geradezu skulptural.

feminist land art 2

Feminist Land Art Retreat, Treatment 2 Installationsansicht Last Resort, KUB Billboards 2016 (Bild: Markus Tretter)

 

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