, 2. Juni 2016
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Bad News.ch

Die Nachrichten-Plattform News.ch mit Sitz in St.Gallen geht nach 16 Jahren in Klausur. Es ist das Aus für einen Online-Pionier, der viele Jahre auch mit dem Saiten-Magazin verbandelt war.

«Wir stellen den Betrieb in der jetzigen Form ein und prüfen verschiedene Optionen für ein neues und zeitgemässes Konzept», sagt Pino Stinelli, Co-Geschäftsführer und Mitbegründer von news.ch.

Vadian.net, die Herausgeberin von news.ch, unterstützte während mehr als 20 Jahren auch Saiten. Unter anderem betreute Stinelli mit dieser Plattform rund fünf Jahre lang die Kulturagenda von Saiten.

Die Plattform Vadian.net werde weiterhin bestehen, sagt Stinelli. Man konzentriere sich nun auf wetter.ch, stellenmarkt.ch, den Relaunch von domains.ch, und erfolgreiche Mobile Produkte wie aspsms.com.

Das «Nicht-Medium»

News.ch leistete in der Schweiz Pionierarbeit in Sachen Online-News. Das Unternehmen war gemäss den Betreibern das erste, das einen Gesamtüberblick über das Geschehen in der Schweiz lieferte.

In den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende war das ebenso revolutionär wie erfolgreich. Damals versorgte die hauseigene Redaktion externe Anbieter wie Sunrise, Orange, Bluewin, die Axpo Superleague und viele mehr täglich mit Nachrichten aus der Schweiz.

news

War 16 Jahre im Geschäft: news.ch

Die Hauptaufgabe der news.ch-Redakteure bestand damals darin, sperrige SDA-Meldungen, die per Satelliten-Feed und noch nicht im Internet versendet wurden, zu lesergerechten Portionen zu verarbeiten und den Abnehmern zur Verfügung zu stellen.

Da ein Medienunternehmen, das ausschliesslich im Internet publiziert, in jenen Zeiten etwas Kurioses war, wurde News.ch im Vertrag mit der SDA als «Nicht-Medium» bezeichnet.

Qualität vor Quantität

Der Hauptgrund für das Aus von news.ch liegt indes in der Entwicklung der Werbeeinnahmen. «Der Wert eines Pageviews, also eines Seitenaufrufs, ist seit unseren Anfangszeiten um den Faktor 10 gesunken», erklärt Stinelli. Die Einnahmen aus Werbeinseraten seien heute entsprechend zehnmal tiefer als damals. «Insgesamt werden mit Online-Werbung zwar immer höhere Umsätze erzielt. Die Einnahmen fliessen aber in erster Linie zu Google und Facebook.»

Stinelli und sein Team legen Wert auf Qualität. Sie waren deshalb nicht bereit, mit lustigen Katzenvideos mehr Traffic auf ihre Seite zu bringen. Die Entwicklung der Preise habe aber dazu geführt, dass sich eine News-Seite mit Beiträgen von journalistischer Qualität nicht mehr wirtschaftlich erfolgreich betreiben lasse.

Kündigungen, Ruhe und Gespräche

Das hat zur Folge, dass jetzt 12 Mitarbeitern ihre Festanstellung gekündigt wird. Zusätzlich verlieren regelmässige Kolumnisten wie beispielsweise Regula Stämpfli oder Jürg Zentner ihre Schreibaufträge. Insgesamt sind es rund 20 Mitarbeiter, die unter der Klausur leiden.

Zurzeit werden intensive Gespräche mit verschiedenen potentiellen Investoren und innerhalb des Teams geführt. «Jetzt, wo wir das Tagesgeschäft einstellen, können wir in Ruhe überlegen, in welche Richtung wir uns in Zukunft orientieren wollen.» Der Online-Markt wird heute von unzähligen Spezialisten beackert. Aber wer weiss: Vielleicht gelingt ja die nächste Revolution.

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