, 9. März 2013
keine Kommentare

Das wirklich Allerletzte

 Güllen ’13: Der Hogar Español, das Rümpeltum und das Kugl stehen noch, und es wird sich ein Weg finden, dass dies auch so bleibt. Zwar völlig verschiedene Zielgruppen, doch jede der drei Lokalitäten absolut relevant.

Keine Linke im Stadtrat, ein desaströs peinlicher Stapi, modische Neubauten, welche in spätestens dreissig Jahren abgerissen werden, eine Polizei-Politik, wie sie einer Bananenrepublik würdig wäre – und, und, und.
Der unzufriedene Stadtbürger rauft sich die Haare. Und da ist eine Wut, eine typisch st.gallische Wut; würden die Appenzeller bei ähnlichem Wutpegel längst mit den Heugabeln die Vögelinsegg runter, die St.Galler würden immer noch schlucken, weil sie vielleicht mal einen Zipfel vom Rock des Königs berühren durften. Der erste Drucker der Stadt wurde im 16.Jht. aus der Stadt geworfen, weil er Sachen druckte, ohne sie zuvor dem Bürgermeister zur Freigabe vorzulegen. Noch heute liefert die ortsansässige Tagespresse mehr Hofberichterstattung als kritische Fragen.
Allright, alte Geschichten, und es gab immer auch andere, die es jedoch schwer hatten, gegen das laute Schweigen der Masse anzurufen. «Aktiv-Unzufrieden» war eine solche Antithese: witzig, intelligent, radikal und mit dem Finger immer da drauf, wo das Schweigen am drückendsten wurde. Noch heute sind einige der Aktivisten unter ihrem Kampfnamen bekannter als unter ihrem Titel. Den Soundtrack zu «Aktiv-Unzufrieden» lieferten die Rabiatisten. Und jetzt, am Samstag, geben sie ihr Abschiedskonzert im Jugendkulturraum Flon. Die Stimmung ist auch zwei Stunden nach Schluss noch gelöst, Kantonsräte unterhalten sich euphorisch mit Punks: das etwas andere St.Gallen.
Auf die Frage von Saiten-Online, ob sie bei einem drohenden Abriss des Rümpeltums nochmal spielen würden, meint der Sänger und Texter etwas zögernd: «Sind das nicht nur Gerüchte? Denn das wär ja eine Katastrophe!» Termine müsste man natürlich finden, doch in diesem wirklich allerletzten Fall könnten sich die Rabiatisten vorstellen, noch ein allerletztes Mal laut zu sein. Denn sie wissen um die Bedeutung dieses Ortes, sie wissen, was es braucht, wenn es soweit kommt: AKTIVE Unzufriedenheit.

PostScriptum. Gerücht aus der freien Theaterszene: Man denkt über eine Besetzung der Lokremise nach. Das Leuchtschild dazu findet sich beim Stapo-Tempel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Impressum

Herausgeber:

 

Verein Saiten
Gutenbergstrasse 2
Postfach 2246
9001 St. Gallen

 

Telefon: +41 71 222 30 66

 

Hindernisfreier Zugang via St.Leonhardstrasse 40

 

Der Verein Saiten ist Mitglied des Verbands Medien mit Zukunft.

Redaktion

Corinne Riedener, David Gadze, Roman Hertler

redaktion@saiten.ch

 

Verlag/Anzeigen

Marc Jenny, Philip Stuber

verlag@saiten.ch

 

Anzeigentarife

siehe Mediadaten

 

Sekretariat

Isabella Zotti

sekretariat@saiten.ch

 

Kalender

Michael Felix Grieder

kalender@saiten.ch

 

Gestaltung

Data-Orbit (Nayla Baumgartner, Fabio Menet, Louis Vaucher),
Michel Egger
grafik@saiten.ch

 

Saiten unterstützen

 

Saiten steht seit 30 Jahren für kritischen und unabhängigen Journalismus – unterstütze uns dabei.

 

Spenden auf das Postkonto IBAN:

CH87 0900 0000 9016 8856 1

 

Herzlichen Dank!