, 17. August 2023
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Die Lust aufs Experiment

Bis zum 26. August präsentiert sich in St.Gallen die freie Ostschweizer Theater- und Performance-Szene mit einem eigenen Festival. Das Paula-Interfestival möchte die Szene vernetzen und das Publikum für ihre Kunst und Anliegen sensibilisieren. Gestern Abend war die Eröffnung.

Neue St.Galler Fröhlichkeit am Paula Interfestval. (Bilder: pb)

Die Plakate haben die Ankunft von Paula bereits seit Wochen in der Stadt St.Gallen verkündet. Seit gestern ist es soweit. Paula ist da. Paula steht für einen neuen Geist des freien Tanzes und der offenen Performance sowie auch für einen neuen Spirit des interkulturellen, interdisziplinären, interaktiven, intersexuellen und internationalen Denkens. Obwohl Paula vorerst nur temporär in der Stadt gastiert, wird sie wohl nicht so rasch wieder verschwinden.

Ihre Zelte aufgeschlagen hat Paula derzeit auf der Kreuzbleiche St.Gallen. Dort wird sie neben der Grabenhalle und der Lokremise in den kommenden anderthalb Wochen nicht nur Spielort für zahlreiche Aufführungen und Performances sein, sondern auch Homebase und sozialer Treffpunkt für das Publikum und die Künstler:innen.

Paula Interfestival: bis 26. August, Grabenhalle, Lokremise und Kreuzbleiche St.Gallen

paula-interfestival.ch

Sich locker machen, mittanzen und mitreissen lassen

Wie interaktiv und integrativ das Paula-Interfestival ist, wurde bereits bei der Eröffnung am Mittwochabend im grossen Zirkuszelt klar. Nicht nur die teilnehmenden Performance-Künstler:innen tanzten vor den obligaten Ansprachen der Eröffnungszeremonie wild in der Manege herum, sondern auch ein beachtlicher Teil des Publikums liess sich tanzend von den positiven Vibes mitreissen.

Unterschiedlichste Menschen mitzuziehen, zum Mitmachen zu begeistern und gleichzeitig auf die freie Ostschweizer Theater- und Performance-Szene aufmerksam zu machen, sind die Hauptziele des Paula-Interfestivals. Entstanden ist die Idee zu diesem mehrtägigen Event – so Rebecca Schnyder, eine der beiden Festival-Verantwortlichen – auf einem gemeinsamen Spaziergang mit ihrem Kollegen Michael Finger.

Paulas «Eltern»: Rebecca Schnyder und Michael Finger

Seither haben die beiden an der Realisierung des Festivals gearbeitet und sind nun freudige «Eltern» von Paula. «Als künstlerischer Leiter entscheidet Michael, welches Kleid Paula anzieht; als administrative Festivalleiterin entscheide ich, in welche Kita Paula geht», so Schnyder ironisch während der Eröffnungszeremonie.

Breites Programm und riesiges Potenzial für die Zukunft

Mit dem Paula-Interfestival wollen die Macher:innen sowie die gesamte freie Szene Ostschweiz auch auf ihr brennendes Anliegen nach einem eigenen Haus aufmerksam machen. Seit Jahren sucht die Szene bekanntermassen vergeblich nach einem permanenten Haus für Aufführungen, grössere Produktionen oder Proben.

Eine Forderung, die in der Politik angekommen sei, so Regierungsrätin Laura Bucher während der Eröffnung: «Ich persönlich sowie auch das Amt für Kultur und die Kulturförderung sind uns der Dringlichkeit des Anliegens bewusst und sehen Handlungsbedarf.» Es fänden bereits Gespräche mit verschiedenen Akteuren statt; der politische Dialog benötige allerdings Zeit, liess Bucher die anwesenden Gäste wissen.

Welches zukünftige Potenzial an Aufführungen ein solches Haus in der Ostschweizer Kulturmetropole hätte, zeigt das breite und vielfältige Programm. Mehr als 70 Aufführungen stehen in den kommenden zehn Tagen auf den Programm-Bühnen der Kreuzbleiche, Grabenhalle und Lokremise. Eine enorme Menge, die selbst St.Gallens Stadtpräsidentin Maria Pappa – die eingangs ebenfalls kräftig mitgetanzt hat – überrascht. «Dank Paula ist St.Gallen nun endlich Aufführungsort für Theater- und Tanzkompanien aus dem Ausland.»

Tatsächlich sind am Festival Theaterkompanien beispielsweise aus Frankreich oder Israel vertreten. Neben internationalen Künstler:innen stehen in den kommenden Tagen aber auch viele Produktionen der Ostschweizer Szene auf dem Plan. Ausserdem gibt es werktags täglich um 17 Uhr mit dem «Paula Mini Rave» ein Format, bei dem das Publikum unter freiem Himmel zu abwechselnden Playlists der auftretenden Künstler:innen tanzen kann.

Einmalige Atmosphäre und neue Impulse für die Stadt

Die Mischung aus Festival- und Zirkus-Atmosphäre auf der Kreuzbleiche – mit den zahlreich bunt gekleideten und positiv gestimmten Menschen – macht bereits am ersten Abend Lust auf mehr. Lust auch, sich auf etwas Neues einzulassen und sich dabei vielleicht auch selbst und den eigenen Körper neu zu entdecken.

Genau das, die Lust am Experiment und der Offenheit, tut vor allem auch der oft etwas spiessig daherkommenden Stadt St.Gallen gut. Auch wenn sich 2023 vielleicht noch nicht alle Menschen der Stadt und Region Ostschweiz von Paulas neuem und offenem Geist mitreissen und anstecken lassen; 2025 ist bereits die zweite Ausgabe geplant.

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