Wie Holzsplitter unter der Haut

Wäre die Musik von The Builders And The Butchers ein Stück Holz und könnte man dieses berühren, es würde einem haufenweise Splitter unter die Haut jagen. Ihre kratzige Mischung aus Folk, Americana, Bluegrass und Punkrock ist niemals glattgeschliffen, sondern ungehobelt, rau und kantig. Damit unterscheiden sich The Builders And The Butchers wohltuend von so vielen anderen Gruppen, die im Sog von Bands wie Mumford & Sons oder The Lumineers im Folk-Rock-Strom mitschwimmen, es aber kaum je aus den seichten Uferzonen hinausschaffen.

2010 spielten The Builders And The Butchers erstmals in der Grabenhalle in der Reihe «Ein kleines Konzert». Dieses war jedoch alles andere als klein, sondern ganz gross. 2014 kehrten sie anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Grabenhalle nach St.Gallen zurück und liessen bei ihrem Openair-Auftritt auf dem Gallusplatz die Späne fliegen. Und nun, nach fast neun Jahren, gastieren The Builders And The Butchers diesen Freitag wieder in der Grabenhalle. Es ist ihr einziges Schweizer Konzert.

Wurzeln in Alaska – und auf der Strasse

Obwohl alle Gründungsmitglieder aus Alaska stammen, entstanden The Builders And The Butchers 2005 in der vibrierenden Musikszene von Portland, Oregon – der Stadt, aus der auch die wundervollen Genre-Kollegen Blitzen Trapper und The Decemberists, aber auch The Dandy Warhols, Pink Martini oder Elliott Smith kommen. Nachdem sie sich dort mit Strassenkonzerten und (uneingeladenen) Shows an Heimpartys einen Ruf als einer der spannendsten Liveacts der Stadt erspielt hatten, zogen sie ab 2007 durch die Konzerthallen der Welt und gewannen mit ihren mitreissenden Shows schon bald eine treue Fangemeinde.

Auch auf ihrem neuesten Album Hell & High Water, der inzwischen siebten Studioplatte, scheuern The Builders And The Butchers durch die Gehörgänge, dass es eine wahre Freude ist. Ihr charakteristischer Sound klingt auch diesmal organisch und warm – was insofern überrascht, als die Platte während der Coronapandemie entstand, was die Musiker, die inzwischen überall verstreut leben, dazu zwang, sie getrennt voneinander fertigzustellen. Davon ist jedoch nichts zu hören. Vielmehr ist Hell & High Water so griffig wie kaum eine TBATB-Platte zuvor. Ruhigere Stücke wie Nebraska oder das hymnenhafte Out Of The Rain gehen Hand in Hand mit Krachern wie Stop The Rain oder Montana.

Wer das Glück hatte, The Buildes And The Butchers an einem ihrer bisherigen St.Galler Gastspiele zu sehen, weiss, was für ein toller Konzertabend ihn erwartet. Allen anderen sei ein Besuch in der Grabenhalle wärmstens ans Herz gelegt. Handschuhe und Pinzette kann man aber getrost zu Hause lassen. Denn die Holzsplitter unter der Haut sind eine richtige Wohltat.