20 Jahre Saiten: Was es zu feiern gibt

Der Ort passt: Saiten mag Entdeckungen abseits der vielbegangenen Pfade. Das ist journalistisch seit jeher eine Stärke des Magazins, und es gilt auch für den Festort. Den unscheinbaren Park zwischen Nebenbahnhof und Polizei, Bild unten, kennen bislang vor allem die hiesigen Pétanque-Spieler. Er liegt aber auch kulturell goldrichtig – im Dreieck von Lagerhäusern, künftiger Post-Bibliothek und Lokremise.
Die Einladung zum Fest ist breit gestreut – sie richtet sich an «Freundinnen, Unterstützende, Autorinnen, Alt-Redaktoren, Inserenten, Leserinnen und Feinde von Saiten, Veranstalter, Politikerinnen, Musiker, Kunstschaffende, Feriengäste und Heimweh-Ostschweizerinnen». An Dich und an Sie. Also an alle.
Vom Kalender zum Magazin
Am 1. April 1994 ist Heft No 1 erschienen. Die Gründung war ein Akt der Selbsthilfe: Initianten aus der St.Galler Rockszene vermissten einen aktuellen Veranstaltungskalender und kritisierten die mangelnde Resonanz in den traditionellen Zeitungen. «Saiten» war denn auch in den Anfängen hauptsächlich eine Monatsagenda, von Beginn weg aber erweitert um kulturpolitische Diskussionsbeiträge.
20 Jahre und weit über 200 Ausgaben später umfasst der monatliche Veranstaltungskalender nicht mehr bloss vier, fünf, sondern bis zu zwanzig Seiten. Und das Heft hat sich als Magazin für Kultur, Politik und Gesellschaft etabliert: mit einem monatlichen Schwerpunktthema, das vertieft, was sonst im kurzatmigen Mediengeschäft an der Oberfläche bleibt. Mit einem umfangreichen Kulturteil. Mit Reportagen, Debatten, Kommentaren und Kolumnen.
Nicht zu vergessen, bei all unserer Liebe zum Print: diese Website. Dank kontinuierlichem und im Jubiläumsjahr akzentuiertem Ausbau bietet saiten.ch der Öffentlichkeit eine tagesaktuelle Zweitstimme auf dem stark monopolisierten Ostschweizer Medienmarkt.
Saiten steht seit zwanzig Jahren für einen intelligenten, fortschrittlichen und unabhängigen Journalismus – unabhängig nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht. Getragen wird das Magazin von seinen Inserentinnen und Inserenten und von einem breiten Kreis von Mitgliedern. Sie ermöglichen das weitherum einmalige «Geschäftsmodell»: Das Heft liegt in Kulturhäusern, Beizen und anderen einschlägigen Orten gratis auf; wer den Jahres- oder Gönnerbeitrag zahlt, erhält es hingegen nach Hause geliefert. Und trägt so solidarisch bei zur Medienvielfalt. Damit das so bleibe, lautet das ambitionierte Jubiläumsziel des Saiten-Kollektivs: «Wir suchen tausend neue Mitglieder, weil gute Texte nicht gratis zu haben sind.»
Gant, Texte, Musik
Das Jubiläum hat sich in der Stadt und im Heft bereits bemerkbar gemacht – unter anderem mit einer Matinee am Wortlaut-Festival Ende März und mit dem monatlichen Comic in der Heftmitte, mit dem wir die Saiten-Comic-Tradition wieder aufnehmen und wechselnd jungen und arrivierten Zeichnerinnen und Zeichnern eine «carte blanche» bieten.
Und jetzt das Fest. Saiten kooperiert dafür mit der Grabenhalle, die noch ein Jahrzehnt älter ist – und ebenso unverzichtbar für das hiesige Kulturleben. Das zweitägige Fest beginnt am Freitag 8. August mit einem Apero und einer langen Tafel mit mediterraner Küche. Ab 19.30 Uhr lädt die Grabenhalle-Crew zu Folk und Blues – mit Yellow Teeth (CH), Gordon Blue (AT) und Delaney Davidson & Band (NZ). Der Samstag 9. August bringt ab 14 Uhr Barbetrieb, Literarisches und Politisches von Saiten-Autorinnen und Autoren (15 Uhr), Konzerte von Lufthans (16.30 Uhr), Herr Bitter (19 Uhr) und einem alten Bekannten aus der Saiten-Historie (21.30 Uhr).
Dazwischen steigt die grosse Gant mit Versteigerung von Kultur-Trouvaillen (18 Uhr), unter anderem, Bild oben, mit dem goldenen Prachtsexemplar und Glücksbringer aus einem Theaterfundus. Zudem kann man Pétanque spielen, und abends wartet eine Weltpremiere: die Videokolumne Schäfers Stunde (20.30 Uhr). Danach: Afterparty in der Tankstell-Bar.
Der Eintritt zum Fest ist frei, das Wetter wird gut. Das Fest im Detail hier.