Was man nicht sehen kann
Beim Versuch, das Coronavirus zu fotografieren, ist es nur zu schattigen Selbstporträts mit und ohne Hut gekommen. Und zur Variation einer berühmten Wittgenstein-Erkenntnis: Was man nicht sehen kann, darüber könnte man auch wieder einmal schweigen.
Christoph Keller, 1963, ist Schriftsteller in St.Gallen. Er schrieb unter anderem den autobiografischen Roman Der beste Tänzer (2003). In Saiten vom September 2017 erschien sein «rollender Bericht» Staying Put is the New Mobility, in der Ausgabe von Oktober 2018 die Collage Every Cripple a Superhero als Erstveröffentlichung. Im Sommer 2019 publizierte Keller den Roman Der Boden unter den Füssen.
Blackbox heisst die neue Rubrik auf saiten.ch. Ihre Einführung ist der Corona-Krise geschuldet. Der Kulturbetrieb steht seit Mitte März still, Konzerthäuser, Theater, Kinos, Museen, Clubs: geschlossen. Für das Publikum ist das schade, für viele Kulturschaffende weit mehr: eine existentielle Bedrohung. Die Saiten-Blackbox macht drum eine Bühne auf für Bilder, Texte, Filmbeiträge, Songs und anderes. Kein Streamen um jeden Preis, sondern Originale sind hier zu sehen und zu hören, kurz kommentiert, erklärt oder einfach so. Und dies – soweit zumindest der Plan – über Corona hinaus.