Horst: Streit mit den Nachbarn

Der «Horst Klub» in Kreuzlingen ist in einen Nachbarschaftsstreit verwickelt. Anstösser reichen wiederholt Lärmklagen ein und haben Unterschriften gegen das Kulturlokal gesammelt. Gemeinsam mit der Stadt und den Nachbarn will «der Horst» nun Lösungen finden. von David Nägeli
Von  Gastbeitrag
Horsts innere Werte (Bild: horstklub.ch)

Vor anderthalb Jahren übernahm der Horst Klub eine Bar an der Kirchstrasse in Kreuzlingen vom evangelisch-freikirchlichen Café Out of Bounds. Seither veranstaltet der Kulturverein dort wöchentlich zwei bis drei Mal, meist Garage-Rock-Konzerte, aber auch Lesungen oder Jazz-Abende.

Der punkige Laden mit D.I.Y.-Charme zieht viel Publikum an – das wird den Nachbarn zu laut. Und was lärmempfindliche Nachbarn auslösen können, weiss man von Beispielen wie dem Sous-Soul oder in St.Gallen dem Kugl.

Letzten Herbst feierte der Horst seinen ersten Geburtstag, mit einem zweitägigen Fest und elf Bands. Bereits im Sommer häuften sich die Lärmklagen, und nach dem Jubiläum ging eine Petition mit einer Handvoll Unterschriften bei der Stadt ein. Es wurden Lärmschutzmassnahmen und eine strikte Einhaltung der Öffnungszeiten gefordert.

Daraufhin hat der Kulturverein seinen Eingang weg von der Kirchstrasse verschoben (Kugl, kennsch?), seinerseits einige Dutzend Unterschriften gesammelt und – kürzlich –mit der Stadt und den Nachbarn an einem runden Tisch mögliche Massnahmen besprochen.

Die Stadt schätzt das Kulturangebot

«Wir wissen, dass der Klub nur im Dialog mit den Nachbarn existieren kann», sagt Benjamin Kreibich, Präsident des Vereins hinter dem Horst Klub. «Und bei guten Gründen sind wir die Letzten, die sich quer stellen wollen.»

Der Horst hat seine Nachbarn früh zu Gesprächen eingeladen. Einige kommen regelmässig auf ein Bier vorbei, andere zeigen wenig Interesse am Dialog. «Wir haben Rückmeldungen von Nachbarn erhalten, die voll und ganz hinter uns stehen», sagt Kreibich. «Die Kritiker sind in der Unterzahl.»

Diese Rückendeckung hilft aber nur begrenzt, denn: Ein Kläger kann im Extremfall bekanntlich reichen, um einem Kulturlokal den Saft abzudrehen. Dessen ist sich auch die Stadt Kreuzlingen bewusst. Man kennt die Lärmproblematik vom gesetzteren Kulturlokal Z88 bereits zur Genüge, betrachtet den Horst aber als Gewinn für die Stadt.

«Das Angebot des Horst Klub schätzen wir sehr. In diesem Bereich gab es in Kreuzlingen vorher noch nichts», sagt Dorena Raggenbass, die als parteilose Stadträtin dem Departement Gesellschaft vorsteht. Aber: «Der Horst Klub muss sich um den Publikumslärm kümmern und die Öffnungszeiten strikt einhalten. Ansonsten sind Probleme vorprogrammiert.»

Publikumslärm als Problem

Kürzlich haben die Horst-Betreiber begonnen, eine Schallschutzwand rund um den kleinen Hof, der zum neuen Eingang geworden ist, zu zimmern. Denn wie so oft sind auch beim Horst nicht die Konzerte zu laut, sondern die Gäste. Auf dem eigenen Areal können die Betreiber dem entgegenwirken, ausserhalb davon können sie nur zur Ruhe mahnen.

horst_1

Ein Teil der Horst-Crew: Moritz Schönegg, Benjamin Kreibich und Stefan Böker (Archivbild, v.l.n.r.)

Unter anderem waren Sicherheitsangestellte ein Vorschlag am runden Tisch, doch das ist für den Klub keine Lösung. Nicht nur, weil sie nicht zur Punk- und D.I.Y.-Attitüde des Klubs passen; der nicht-subventionierte Verein (mit äusserst erschwinglichen Getränkepreisen) kann sich das schlicht nicht leisten. «Wir hätten das Geld für die Schallschutzwand auch lieber in Kultur investiert. Aber was sein muss, muss sein», sagt Kreibich.

Weniger Einnahmen durch Massnahmen

Künftig Subventionen zu beziehen, sei durchaus vorstellbar, wenn nicht sogar notwendig. «Wenn wir uns nämlich strikt an die Massnahmen halten, fallen uns Einnahmen aus», erklärt Kreibich. Wer vor dem Lokal Luft schnappen oder noch etwas länger verweilen wolle, trinke gerne noch etwas mehr.

Die Stadt hat die Anfrage bereits auf dem Tisch liegen, doch bis der Nachbarschaftsstreit gelegt ist, will man noch nicht über eine allfällige finanzielle Unterstützung diskutieren.

Drei Monate nach besagtem runden Tisch will die Stadt mit Polizei, Nachbarn und den Horst-Betreibern Bilanz ziehen und über das weitere Vorgehen entscheiden. «Ich wünsche mir sehr, dass es dem Horst gelingt, die Probleme zu beseitigen», sagt Stadträtin Raggenbass.

Beim Horst gibt man sich vorsichtig optimistisch: «Bisher haben wir keine weiteren Klagen erhalten», sagt Kreibich, «aber die Gesprächsbereitschaft der Nachbarn ist leider auch nach dem runden Tisch nicht gestiegen.»

Am besten kann man den Horst mit einem Besuch supporten. Das aktuelle Programm findet sich stets auf horstklub.ch