«Guet» statt «scho rächt»
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Die «Hasen» sind unter Architekten, Landschaftsarchitektinnen und Gestaltern ein inzwischen legendärer Preis. Vergeben werden sie jeweils gegen Jahresende von Hochparterre, der Zeitschrift für Architektur und Design.
Die Nominationen sind seit ein paar Tagen bekannt. Darunter finden sich vier Architekturprojekte aus der Ostschweiz:
Zuerst das neue Bergrestaurant auf dem Chäserrugg von Herzog & de Meuron Architekten, Bild oben: Der Holzbau mit seinem markanten Dach ist seit ein paar Wochen offen und bereits zum Pilgerort der Architekturinteressierten geworden. Das weitgehend privat finanzierte Projekt kommt mit einem bescheidenen «Fussabdruck» auf dem Berg aus – ein paar Streifenfundamente tragen das Gebäude. Die Architekten haben auch die alte Bergstation der Seilbahn neu verkleidet. Hochparterre-Chefredaktor Köbi Gantenbein lobte in einem Beitrag für die Nachrichtensendung «10vor10» das Gesamtprojekt. Hier sehe man den Unterschied zwischen «scho rächt» und «guet».
Nominiert unter den «Besten» ist auch der Neubau der Fensterfabrik Skyframe in Frauenfeld. Das Unternehmen stellt rahmenlose Fenster her. Transparenz zeigt das Unternehmen auch im eigenen Neubau. Damit es aber hinter der grossen Glasfassade nicht unerträglich heiss wird, wachsen davor über alle Etagen rund 50 verschiedene Pflanzen in automatisch bewässerten Trögen. Sie gewähren eine natürliche Beschattung. Geplant wurde die Fabrik vom Winterthurer Architekten Peter Kunz.
Das dritte nominierte Architekturprojekt aus der Region ist die Sanierung von Schloss Werdenberg und der dazugehörende kleine Neubau im Hof. Er dient als Museumsempfang, Café und Veranstaltungsraum. An zwei Seiten lehnt er sich an die Schlossmauer an. Innen ist seine Konstruktion sichtbar und diese ist eine Hommage an den barocken Dachstuhl des Schlosses. Verantwortlich für Sanierung und Neubau zeichnet das Büro BBK Architekten mit Büros in Balzers und Azmoos.
«Es muss der Grossmutter gefallen»
Der vierte nominierte Bau ist das Altersheim Neugut in Landquart. Eine Arbeitsgemeinschaft von vier Zürcher Architekten – Joos & Mathys sowie Schmid Schärer Architekten – hat hier einen Neubau realisiert, in dem sich die betagten Bewohner wohlfühlen. Der Bau präsentiert sich edel, ist aber nicht teurer als ein durchschnittlicher Altersheimbau. Viel Denkarbeit und der Slogan «Es muss der Grossmutter gefallen» haben zu einem Ort mit einer besonderen Ausstrahlung geführt.
Das untere Rheintal steht auf der Liste der Nominationen für einen Hasen aus der Kategorie Landschaftsarchitektur. Die Sanierung und Gestaltung der Hauptstrasse zwischen Au und Widnau wurde vom Büro NEO Architektur aus Widnau geplant. Neue Kreisel und ein durchgängiges Strassenbild mit seitlichen Bäumen und einem Mittelstreifen führen zu einem einheitlichen Strassenbild – eine Strasse bekam ein eigenes Gesicht.
Unter den zwei Dutzend Nominationen für die Design-Hasen findet sich die Entwicklung eines Bio-Polymer-Materials. Erfunden hat es der in Zürich tätige Designer Beat Karrer. Er nennt den Stoff «Fluid Solids». Dank Tests auf den Spritzgiessmaschinen der Hochschule für Technik in Rapperswil konnte er das Material so weiterentwickeln, dass damit nun kleinere Formteile hergestellt werden können. Sie sind, wenn sie ihre Lebensdauer erreicht haben, abbaubar und verursachen nicht – wie bisherige Kunststoffe – Entsorgungsprobleme.
Ob es für eines dieser Projekte für einen Hasen reicht, wird sich zeigen: Die Verleihung findet am 1. Dezember in der Zürcher Hochschule der Künste statt, auf der grossen Treppe im Toni-Schulhaus. Alle Projekte sind hier zu sehen.
Fotos: Hochparterre